Der nachbörsliche Handel bezeichnet die Börsengeschäfte, die nach dem offiziellen Handelsschluss durchgeführt werden. Aufgrund der Handelszeiten wird auch häufig der Begriff After Hours Trading benutzt. Es ist eine Art des Handels, der nicht Teil der offiziellen Börse ist und nicht unter die Börsenregulierung fällt.
Nachbörslicher Handel wird über elektronische Handelssysteme von Marktteilnehmern wie Brokern, Händlern und institutionellen Anlegern durchgeführt. Die Handelsaktivitäten in diesen Sitzungen können Indikatoren für die nachfolgende reguläre Handelssitzung liefern. Allerdings ist die Marktliquidität während des nachbörslichen Handels begrenzt, was zu einer engeren Markttiefe führt.
Wichtige Fakten zum nachbörslichen Handel
- Beim nachbörslichen Handel werden Wertpapiere nach Börsenschluss gehandelt
- Ein anderer Begriff dafür ist After Hours Trading
- Je nach Börse unterscheiden sich die genauen Zeiten
Die Handelszeiten beim nachbörslichen Handel
In den USA sind die Börsen, beispielsweise die New York Stock Exchange, von 09:30 Uhr bis 16:00 Uhr Ortszeit für Händler zugänglich. Der nachbörsliche Handel beginnt somit nach 16:00 Uhr und dauert in der Regel bis 20:00 Uhr an.
Die wichtigste deutsche elektronische Börse Xetra schließt um 17:30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt beginnt in der Regel in Deutschland der nachbörsliche Handel und schließt in den meisten Fällen um 22:00 Uhr. Da After Hours Trading nicht reguliert ist, sind die Zeiten allerdings nicht verbindlich.
Beispiele für nachbörslichen Handel
Folgende zwei Beispiele verdeutlichen die Funktionsweise und Bedeutung des nachbörslichen Handels, auch After Hours Trading genannt:
- Aktuelle Unternehmensankündigungen: Wenn ein Unternehmen wichtige Nachrichten wie Gewinnberichte oder Übernahmen nach Börsenschluss bekannt gibt, kann dies Einfluss auf den Aktienkurs haben. Nachbörsliches Trading ermöglicht den Anlegern, auf diese Entwicklungen sofort zu reagieren.
- Internationale Märkte: Da die Börsenzeiten weltweit variieren, kann der nachbörsliche Handel eine Option sein, um auf internationale Märkte zuzugreifen. Wenn etwa ein europäisches Unternehmen wichtige Nachrichten veröffentlicht, können Anleger außerhalb der europäischen Börsenzeiten reagieren.
Was bewegt den Markt nach den Handelszeiten?
Wenn Sie zum Beispiel Aktien nach Börsenschluss handeln möchten, benötigen Sie dazu einen Broker. Dieser bietet den sogenannten außerbörslichen Handel an. Es gibt unterschiedliche Arten außerbörslichen Sitzungen, nämlich:
- Vorbörslicher Handel
- Nachbörslicher Handel
- Wochenendhandel
Vom nachbörslichen Handel wird gesprochen, wenn es um den Zeitraum nach dem Schließen der Börsen geht. In Deutschland zum Beispiel sind die Börsen zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet. Daran schließt sich der elektronische Handel an, der im Regelfall bis 22 Uhr geht. Für Trader bedeutet das, dass im Rahmen des After Hours Trading auch Handelsaufträge bis 22 Uhr ausgeführt werden dürfen.
Das funktioniert durch elektronische Kommunikationsnetzwerke, auch als ECN bezeichnet. Der nachbörsliche Handel, also das Traden nach Börsenschluss, kann unseren Erfahrungen nach durchaus interessant sein. Der Grund ist, dass es auch nach den Handelszeiten einige Ereignisse geben kann, welche den Markt bewegen. Das sind im Wesentlichen:
- Geldpolitische Sitzungen
- Ergebnismeldungen
- Unerwartete Nachrichten
- Makroökonomische Ereignisse
Es geht demnach in erster Linie um Nachrichten und Ereignisse, die nach Börsenschluss stattfinden und dementsprechend die Märkte in dieser Zeit noch beeinflussen können. Das sind unter anderem Unternehmen, die sogar relativ oft ihre Ergebnisse im Rahmen nachbörslicher Sitzungen verkünden. Das bezieht sich insbesondere auf Unternehmen aus den Vereinigten Staaten, die mit ihren Aktien auch in Deutschland gehandelt werden können.
Geldpolitische Sitzungen, Ergebnismeldungen und sonstige Nachrichten nehmen unseren Erfahrungen nach auf den nachbörslichen Handel sogar häufig einen besonders großen Einfluss auf die Kurse. Der Grund besteht darin, das Handelsvolumina sowie Liquidität nach Börsenschluss deutlich geringer sind, sodass die Kurse leichter und schneller in die eine oder andere Richtung laufen.
Wo können Trader am nachbörslichen Handel teilnehmen?
Trader können über Broker mit entsprechenden Handelsangeboten nachbörslich Wertpapiere handeln. Die wesentlichen Möglichkeiten für den nachbörslichen Handel sind:
- Onlinebroker: Bei den meisten Onlinebrokern zählt dies inzwischen zum Standardangebot.
- Anbieter von Depots: Viele Anbieter nutzen für das After Hours Trading außerbörsliche Handelspartner wie BNP Paribas, Vontobel, J. P. Morgan sowie die Commerzbank.
- Organisierte Direkthandelsplätze: Namhafte Größen in diesem Segment sind neben der elektronischen Handelsplattform Tradegate etwa die Baader Bank oder Lang & Schwarz.
Trading Strategien für den nachbörslichen Handel
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass eine sogenannte Marketorder nicht für den nachbörslichen Handel genutzt werden kann. Stattdessen sind die meisten Broker schon lange dazu übergegangen, ausschließlich Limit Orders beim After Hours Trading zu akzeptieren. Diese sollen Kunden vor allen Dingen vor unerwarteten Ausführungen der Orders schützen, die zu höheren Kosten oder Verlusten führen können.
Wenn Sie sich für das After Hours Trading entscheiden, ist es sinnvoll, eine Strategie für den nachbörslichen Handel zu nutzen. Eine Handelsstrategie besteht im sogenannten Hedging von möglichen Kurssprüngen. So kann es unter Umständen sinnvoll sein, im nachbörslichen Handel eine Short-Position aufzubauen. Eine solche Strategie wäre zum Beispiel angebracht, wenn während des nachbörslichen Handels zu einem Unternehmen eine schlechte Nachricht veröffentlicht wird.
Trader könnten in dem Fall eine Short-Position der entsprechenden Aktie aufbauen, weil sie am nächsten Tag während des Börsenhandels mit einem deutlichen Kursrückgang rechnen. Durch das Traden nach Börsenschluss haben Sie somit die Möglichkeit, auf eine eventuelle Kursreaktion am nächsten Handelstag vorzeitig zu reagieren.
Ebenfalls zu den Trading-Strategien für den nachbörslichen Handel kann die sogenannte Breakout-Strategie zählen. Grundlage für die Strategie ist, dass Ausbrüche oftmals die Folge einer Konsolidierungsphase sind. Gibt es zum Beispiel bei einer Aktie eine solche Konsolidierungsphase und hat das Unternehmen nach Börsenschluss eine relevante Nachricht veröffentlicht, könnten Trader während des nachbörslichen Handels eine Short- oder Long-Position aufbauen.
Anleitung in 4 Schritten: Traden nach Börsenschluss
Falls Sie sich für das Traden nach Börsenschluss entscheiden, sollten Sie nicht nur eine Strategie besitzen, sondern es sind noch weitere Schritte empfehlenswert. Aus dem Grund möchten wir Ihnen auf Basis unserer Erfahrungen eine kurze Anleitung geben, wie Sie am besten beim nachbörslichen Handel vorgehen können. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung gliedert sich in die folgenden Bestandteile:
- Handelsstrategie wählen
- Markt auswählen
- Risiken kennen
- Platzieren des Trades
Beginnen wir mit dem Wählen einer Handelsstrategie. Im vorherigen Abschnitt haben wir bereits erläutert, welche möglichen Handelsstrategien es unter anderem gibt. Daher ist die Grundlage für den außerbörslichen Handel, dass Sie sich zunächst für eine passende Trading-Strategie entscheiden.
Im zweiten Schritt geht es darum, dass Sie einen Markt auswählen. Achten Sie zum Beispiel darauf, ob es beim nachbörslichen Trading überhaupt ausreichende Liquidität am gewünschten Markt gibt. Grundsätzlich kommen folgende Märkte für das Traden nach Börsenschluss infrage:
- Aktien
- Devisen
- Indizes
- Kryptowährungen
- Rohstoffe
An den verschiedenen Märkten entscheiden Sie sich für einen Basiswert, den Sie anschließend außerbörslich handeln möchten. Im dritten Schritt sollten Sie sich noch einmal die Risiken vergegenwärtigen, die es beim Traden nach Börsenschluss gibt. Das sind insbesondere die bereits angesprochene geringere Liquidität, die höhere Volatilität sowie die größeren Spreads. Letztere sind insbesondere für Daytrader relevant, die oft schon durch kleine Kursgewinne ihre Erträge generieren.
Im vierten Schritt geht es nun darum, dass Sie Ihren gewünschten Trade nach Börsenschluss platzieren. Das funktioniert genauso, als wenn Sie Ihrem Broker während der gewöhnlichen Handelssitzung eine Order erteilen. Innerhalb des Trades müssen Sie somit entsprechende Angaben machen, nämlich:
- Basiswert mit ISIN (außer bei Devisen)
- Long- oder Short-Position aufbauen
- Positionsgröße wählen
- Limit vorgeben
- Order bestätigen
Sehr empfehlenswert und bei vielen Brokern ohne notwendig ist eine Limit-Order. Das bedeutet, dass Sie den Trade nur ausführen lassen, sollte ein von Ihnen festgelegter Kurs / Preis nicht unter- bzw. überschritten werden. Das dient Ihrer eigenen Sicherheit, denn bekanntlich ist die Volatilität beim Traden nach Börsenschluss höher als zu den gewöhnlichen Handelszeiten.
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Chancen und Risiken im nachbörslichen Handel
Um die Möglichkeiten im nachbörslichen Handel optimal zu nutzen, sollten Anleger Chancen und Risiken verstehen.
Nachfolgend dazu einen Überblick über die wichtigsten Punkte:
Chancen:
- Reaktion auf Nachrichten möglich, die zwischen den Öffnungszeiten erscheinen
- flexibleres Trading und mehr Zeitersparnis
- internationale Märkte sind erreichbar
Risiken:
- höhere Volatilität
- geringeres Volumen
- weniger Informationen zugänglich
Chancen
- Reaktion auf Nachrichten: Der nachbörsliche Handel ermöglicht es Anlegern, auf aktuelle Unternehmensnachrichten oder Wirtschaftsereignisse zu reagieren, die außerhalb der regulären Handelszeiten bekannt gegeben werden. Somit bietet After Hours Trading einen Vorsprung, um auf Preisbewegungen zu reagieren, bevor der Markt am nächsten Tag wieder öffnet.
- Internationale Märkte: Da Börsen auf der ganzen Welt unterschiedliche Handelszeiten haben, können Investoren am nachbörslichen Handel teilnehmen, um auf globale Nachrichten und Ereignisse zu reagieren. Dies eröffnet Möglichkeiten, um auf internationale Märkte und Aktivitäten zuzugreifen.
- Flexibilität und Zeitersparnis: Der nachbörsliche Handel ermöglicht Anlegern, auch außerhalb der regulären Handelszeiten zu kaufen und zu verkaufen. Dies bietet Flexibilität und Zeitersparnis.
Risiken
- Volatilität: Der nachbörsliche Handel ist oft weniger liquide als der reguläre Handel während der Börsenöffnungszeiten. Das bedeutet, dass die Preise stark schwanken können, da weniger Handelsaktivitäten stattfinden. Dies erhöht das Risiko von großen Kursbewegungen und veränderten Handelsspannen.
- Geringere Handelsvolumen: Da weniger Händler am nachbörslichen Handel beteiligt sind, ist das Handelsvolumen oft geringer. Dies kann zu größeren Preisunterschieden zwischen Angebot und Nachfrage führen und die Handelsausführung riskanter machen.
- Begrenzte Informationen: Während der regulären Handelszeiten haben Anleger Zugang zu vielen Informationen, die den Markt beeinflussen können. Auf nachbörslich veröffentlichte Nachrichten haben Trader möglicherweise keinen sofortigen Zugriff, was zu erhöhter Unsicherheit führen kann.
Fazit: Nachbörslicher Handel kann einen Vorteil verschaffen
Nachbörslicher Handel ermöglicht den Handel von Wertpapieren außerhalb der regulären Handelszeiten – so wird es möglich, dass Trader direkt auf wichtige Nachrichten und Ereignisse reagieren können. Dadurch verschaffen sie sich einen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern, die das nicht können und erst dabei sind, die Grundlagen von Trading zu lernen.
Das außerbörsliche Handeln bietet dabei sowohl Chancen als auch Risiken. Letztlich überwiegen allerdings die Chancen, wenn der Handel ernsthaft durchgeführt wird. Im Rahmen unserer Trading-Ausbildung bei trading.de bringen wir dir bei, wie After Hours Trading funktioniert – damit auch du dir einen Vorteil verschaffen kannst.
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Meistgestellte Fragen zum Thema:
Was ist der nachbörsliche Handel?
Nachbörslicher Handel bezieht sich auf den Handel von Wertpapieren außerhalb der regulären Handelszeiten einer Börse – ein anderes Wort dafür ist After Hours Trading. Das ermöglicht den Tradern, auf wichtige Nachrichten oder finanzielle Ereignisse zu reagieren, die nach Börsenschluss auftreten.
Wie kann ich am nachbörslichen Handel teilnehmen?
Trader können am nachbörslichen Handel (After Hours Trading) teilnehmen, indem sie Konten bei Brokern eröffnen, die diesen Service anbieten. Diese Broker nutzen ECNs oder Online-Plattformen, um den Handel außerhalb der regulären Handelszeiten zu ermöglichen.
Was kann ich beim nachbörslichen Trading handeln?
Nicht alle Wertpapiere können im nachbörslichen Trading gehandelt werden. Die Verfügbarkeit kann sich je nach Broker und der angeschlossenen Börse unterscheiden. Am besten wirfst du einen Blick auf den Broker, so siehst du schnell, welche Wertpapiere er im außerbörslichen Handeln anbietet.
Warum bieten Broker den CFD Handel nach Börsenschluss an?
Da CFDs nicht direkt an der Börse, sondern über den Broker gehandelt werden, können diese erweiterte Handelszeiten anbieten. Dies ist besonders attraktiv für Trader, die nach ihrem regulären Arbeitstag handeln möchten.
Kann man nach Börsenschluss CFDs handeln?
Ja, das ist möglich. Viele CFD-Broker bieten den Handel von CFDs auch außerhalb der regulären Handelszeiten der Börsen an. Diese Form des CFD-Handels wird auch als „After-Hours-Trading“ bezeichnet. Im After-Hours-Trading können CFDs auf eine Vielzahl von Basiswerten gehandelt werden, wie zum Beispiel Aktien, Indizes, Rohstoffe oder Währungen. Es ist jedoch zu beachten, dass der CFD Handel nach Börsenschluss einige Nachteile bergen kann, wie zum Beispiel größere Spreads und die Möglichkeit, dass Aufträge zu den angezeigten Preisen nicht ausgeführt werden. Trader sollten daher immer ausreichend Risikomanagement betreiben und sich über die Risiken des CFD-Handels im Klaren sein.