Attentismus bezeichnet ein untätiges, abwartendes Verhalten an der Börse, bei dem Handlungsentscheidungen zurückgestellt werden, in der Erwartung, dass sich die Situation klärt. Das Gegenteil von Attentismus ist Aktivismus.
Ursprung des Attentismus
Das Konzept des Attentismus stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. In Frankreich tauchte der Begriff „attentisme“ um 1918 als Bezeichnung für politisches Verhalten auf und bezeichnete die passive, abwartende Haltung der politischen Welt gegenüber dem Aufstieg einer neuen handelnden Kraft.
Bedeutung von Attentismus in der Wirtschaft
Obwohl der Begriff ursprünglich aus der Politik kommt, hat Attentismus in der Wirtschaft eine besondere Bedeutung. Er wird durch grenzwertige oder unklare Bedingungen und Planungsunsicherheit ausgelöst. „Abwarten“ beziehungsweise verzögertes Handeln bedeutet hier, dass geplante Entscheidungen der Wirtschaftsakteure nicht wie vorgesehen umgesetzt werden. Beispielsweise könnten erwartete oder angekündigte staatliche Maßnahmen die Entscheidungen beeinflussen – ein typisches Beispiel für Risikomanagement.
Wann tritt Attentismus auf?
Attentismus zeigt sich, wenn in der Zukunft Regelungen (wie Gesetze oder Zentralbankmaßnahmen) eingeführt werden sollen, die für die betroffenen Wirtschaftssubjekte vorteilhaft oder nachteilig sein könnten. Um von diesen Regelungen zu profitieren oder Nachteile zu vermeiden, müssen bereits geplante Entscheidungen verschoben werden. Dies betrifft private Haushalte, Unternehmen sowie den Staat und seine Untergliederungen (öffentliche Verwaltung, staatliche und kommunale Unternehmen).
Attentismus auf den Märkten
Auf allen Märkten, auf denen die Marktpreise oder Zinssätze schwanken, ist Vorsicht geboten. Die Börsen sind sich der abwartenden Haltung der Marktteilnehmer bewusst, die die Entwicklungen beobachten, aber nicht eingreifen. Wachsamkeit ist eine risikovermeidende Mentalität des Abwartens und der Marktbeobachtung. Wenn beispielsweise eine Zinserhöhung am Geldmarkt angekündigt wird, werden Investoren ihre Investitionsabsichten auf die Zeit nach der Zinserhöhung verschieben. Unternehmer könnten Investitionen vorziehen, um die notwendige Fremdfinanzierung noch vor der Erhöhung zu sichern.