Als Realzinssatz wird der Zinssatz verstanden, der angibt, inwieweit sich der Wert eines Vermögens aufgrund von Deflation bzw. Inflation verändert hat. Mit anderen Worten: Er ist der Zinssatz, der den inflationsbedingten Kaufkraftverlust berücksichtigt.
Beträgt der Nominalzins beispielsweise fünf Prozent, die Inflation aber zwei Prozent, so liegt der Realzins bei drei Prozent. Der reale Zinssatz ist ein genaueres Maß für die Kosten der Kreditaufnahme oder die Rendite einer Investition als der nominale Zinssatz.
Realzins – Das Wichtigste in Kürze:
- Beim Realzins wird berücksichtigt, dass ein Geldvermögen an Wert gewinnt, sobald das Preisniveau sinkt. Steigt das Preisniveau wieder, verliert es an Wert.
- Die Differenz zwischen der Inflationsrate und dem Nominalzins entspricht dem Realzins.
- Durch den Realzins wird die Finanzierung des Staatshaushalts und das Sparverhalten der Haushalte maßgeblich beeinflusst. Natürlich hängt vom Realzins auch die Finanzierung der Haushalte ab.
Wie wird der Realzins berechnet?
Der reale Zinssatz wird berechnet, indem die Inflationsrate vom nominalen Zinssatz abgezogen wird.
Die Formel, um den Realzins annäherungsweise zu berechnen, lautet somit:
Realzins = Nominalzins - Inflationsrate
Beispiel
Ein Kreditnehmer leiht sich 10.000 Euro zu einem nominalen Zinssatz von fünf Prozent für ein Jahr. Wenn die Inflationsrate zwei Prozent beträgt, liegt der reale Zinssatz bei drei Prozent. Der Kreditnehmer muss am Ende des Jahres 10.500 Euro zurückzahlen. Der tatsächliche Wert der 10.500 Euro beträgt jedoch nur 10.290 Euro, wenn die Inflationsrate von zwei Prozent berücksichtigt wird. Unter Berücksichtigung der Entwicklung der Kaufkraft zahlt der Schuldner also tatsächlich drei Prozent Zinsen statt fünf Prozent.
Welche Bedeutung hat der Realzins?
Der reale Zinssatz hat eine hohe Relevanz, weil er die tatsächliche Rendite einer Investition oder die tatsächlichen Kosten einer Kreditaufnahme angibt.
- Positiver Realzins: Wenn der nominale Zinssatz höher ist als die Inflationsrate, ist der reale Zinssatz positiv, was auf eine positive Rendite hinweist.
- Negativer Realzins: Ist der nominale Zinssatz hingegen niedriger als die Inflationsrate, ist der reale Zinssatz negativ, was auf eine negative Rendite hinweist.
Der Realzins ist auch ein wichtiges Instrument der Zentralbanken für die Festlegung der Geldpolitik. Ziel der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten, indem sie die Inflation unter Kontrolle halten. Sie verwenden den realen Zinssatz, um den nominalen Zinssatz anzupassen, um so das gewünschte Inflationsniveau zu erreichen. Wenn die Inflation hoch ist, kann die Zentralbank den Nominalzins erhöhen, um so auch den Realzins zu erhöhen, und umgekehrt.
In der Folge können ebenso die Wechselkurse durch den Realzins beeinflusst werden. Wenn Zentralbanken die Leitzinsen erhöhen, verteuert sich eine Währung und umgekehrt.
Beispiel aus der Praxis
Nachstehend ein Beispiel aus der Praxis, um den realen Zinssatz und seine Bedeutung für Anleger besser zu verstehen.
- Eine Anleihe hat einen Nominalzins von sechs Prozent.
- Die Inflationsrate beträgt drei Prozent.
- Der Realzins beträgt somit drei Prozent.
In dem Beispiel ergibt sich eine inflationsbereinigte Realrendite von drei Prozent. Wenn ein Anleger 10.000 Euro in diese Anleihe investiert, erhält er am Ende des ersten Jahres 600 Euro an Zinsen. Der tatsächliche Wert dieses Ertrags, also die Kaufkraft, beträgt jedoch bei einer Inflationsrate von drei Prozent lediglich 582 Euro.
Realzinsen in verschiedenen wirtschaftlichen Szenarien
Situation | Nominalzins (%) | Inflationsrate (%) | Realzins (%) | Erklärung |
---|---|---|---|---|
Normale wirtschaftliche Bedingungen | 5,00 | 2,00 | 2,94 | Bei einem Nominalzins von 5 % und einer Inflation von 2 % ergibt sich ein positiver Realzins von 2,94 %. |
Niedrige Zinsen und niedrige Inflation | 1,50 | 1,00 | 0,50 | Trotz eines niedrigen Nominalzinses von 1,50 % und einer Inflation von 1,00 % bleibt ein positiver Realzins von 0,50 %. |
Hohe Inflation | 8,00 | 10,00 | -1,82 | Ein hoher Nominalzins von 8 % wird durch eine noch höhere Inflation von 10 % überholt, was zu einem negativen Realzins von -1,82 % führt. |
Deflation | 2,00 | -1,50 | 3,54 | Selbst bei einem niedrigen Nominalzins von 2 % und einer Deflation von -1,50 % ergibt sich ein positiver Realzins von 3,54 %. |
Niedrige Zinsen, moderate Inflation | 1,00 | 3,00 | -1,94 | Eine Kombination aus niedrigem Nominalzins von 1 % und moderater Inflation von 3 % führt zu einem negativen Realzins von -1,94 %. |
Der Realzins in Deutschland – Entwicklung
In den vergangenen Jahren war der durchschnittliche Realzins für Bankeinlagen wie Tagesgeldkonten, Spareinlagen oder Festgeld ausnahmslos negativ. Ab Juli 2020 entwickelten sie sich erstmals nach langer Zeit wieder leicht positiv. Dies lag nicht an der Entwicklung der Nominalzinsen, sondern an der Entwicklung der Inflationsrate.
Seit Anfang 2021 hat sich der Realzins auf Bankeinlagen jedoch immer weiter negativ entwickelt. So lag er nach einer Auswertung der Deutschen Bundesbank im Januar 2021 bei -0,90 Prozent und im Dezember 2022 bei -7,78 Prozent.
Realzinssatz richtig deuten
- Liegt die Inflation bei 0, sind Nominalzins und Realzins identisch.
- Steigt das Preisniveau, steigt auch der Nominalzins, aber nicht unbedingt im selben Niveau wie die Preise das tun.
- Ist der Nominalzins geringer als die Inflationsrate, kommt es zu einem negativen Realzins. So ein Fall bedeutet für Gläubiger eines Kredits einen Verlust.
Nominalzinssatz vs. Realzins
- Als Nominalzinsen bezeichnet man Zinsen, die in einer Währungseinheit ausgedrückt werden.
- Als Realzinsen bezeichnet man Zinsen, die in Einheiten eines Warenkorbs ausgedrückt werden.