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Der Verschuldungsgrad, auch bekannt als „debt to equity ratio“ im Englischen, ist eine wichtige Kennzahl, die das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital in der Bilanz einer schuldenden Person, Unternehmens oder Staates beschreibt. Diese Kennzahl liefert Einblicke in die Finanzierungsstruktur des Schuldners und gibt Auskunft darüber, wie stark das Unternehmen oder die Person von Fremdkapital abhängig ist. Ein Anstieg des Verschuldungsgrads deutet in der Regel auf eine Zunahme des Kreditrisikos für die Gläubiger hin, da höhere Schulden die finanzielle Stabilität und Flexibilität beeinträchtigen können.

Verschuldungsgrad kurz und knapp

  • Der Verschuldungsgrad beschreibt das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital in Bilanzen.
  • Er dient der Einschätzung der Finanzierungsstruktur und des Kreditrisikos von Unternehmen oder Personen.
  • Hohe Verschuldung kann die finanzielle Stabilität beeinträchtigen und das Kreditrisiko erhöhen.
  • Investoren, Kreditgeber und Regierungen nutzen den Verschuldungsgrad zur Bewertung von Risiken und zur Entscheidungsfindung.

Verschuldungsgrad und Leverage Ratio: Ein Überblick

In der Praxis wird das Wort „Verschuldungsgrad“ manchmal als Synonym für „Leverage Ratio“ genutzt. In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird der Leverage Ratio jedoch meist als eigenständige Kennzahl verstanden. Dies bedeutet, dass das Fremdkapital im Verhältnis zum gesamten Kapital betrachtet wird.

Gläubiger interessieren sich dafür, das Kreditrisiko jederzeit während der Laufzeit eines Kredits messen zu können. Dies setzt voraus, dass die wirtschaftliche Situation des Schuldners transparent ist. Kommunale und staatliche Haushalte sowie Jahresabschlüsse sind wichtig, damit aus den Unterlagen Informationen bezüglich des Kreditrisikos abgeleitet werden können.

Zusammenhang von Eigen- und Fremdkapital in Unternehmen

Bei Unternehmen stehen das Eigen- und Fremdkapital in einem engen Zusammenhang. Das Eigenkapital dient als Haftungsmasse für die Gläubiger, und der Eigenkapitalanteil am Gesamtkapital ist von großer Bedeutung. Eine hohe Eigenkapitalquote reduziert das Gläubigerrisiko, während eine niedrige Eigenkapitalquote dieses erhöht.

Die Rolle der Verschuldungsquote

Die Verschuldungsquote gibt Auskunft über die Fähigkeit eines Unternehmens, Verluste oder einen kurzfristigen Entzug von Fremd- bzw. Eigenkapital zu verkraften. Eine niedrige Verschuldungsquote deutet auf eine bessere finanzielle Stabilität hin, während eine hohe Verschuldungsquote ein höheres Risiko signalisiert.

Durch eine gezielte Analyse des Verschuldungsgrads und der Leverage Ratio können Unternehmen ihre finanzielle Situation besser verstehen und entsprechende Maßnahmen zur Risikominderung ergreifen.

Verschuldungsgrad berechnen – So funktioniert’s

Bevor der Verschuldungsgrad ermittelt werden kann, müssen die Bilanzposten klar als Eigenkapital oder Fremdkapital klassifiziert werden. Dies betrifft auch Posten, die in den Jahresabschlüssen als Schulden ausgewiesen sind. Die Klassifizierung von Finanzierungsinstrumenten wie Wandelanleihen ist oft umstritten. Ebenso wirft der Goodwill als immaterieller Vermögenswert Fragen auf, da er das Eigenkapital erhöht. Wenn diese Werte als nicht realisierbar betrachtet werden, sollten sie vom Eigenkapital abgezogen werden, ebenso wie zweifelhafte Vermögenswerte wie Kapitaleinlagen von Aktionären.

Ermittlung des Fremdkapitals

Für die Berechnung der Verschuldungsquote ist das Fremdkapital entscheidend. Es umfasst Rückstellungen einschließlich Pensionsrückstellungen, nicht ausgeübte Wandelschuldverschreibungen, sonstige Schulden und halbe Sonderposten mit Anteil an den Rücklagen. Das Grundkapital besteht aus gezeichnetem Kapital abzüglich laufender Einlagen und Geschäftswerten. Dazu kommen Gewinnrücklagen, Kapitalrücklagen und halbe Sonderposten inklusive des Anteils an Rücklagen. Bei Mezzanine-Kapital muss geprüft werden, ob es zurückgezahlt werden kann oder nachrangig ist. Rating-Agenturen betrachten Teile hybrider Finanzierungsformen als wirtschaftliches Eigenkapital.

Die Verschuldungsgradberechnung erfolgt nach dieser Formel:

\text{Verschuldungsgrad} = \frac{\text{Fremdkapital}}{\text{Eigenkapital}}

Dieses Verhältnis wird auch als statische Verschuldungsquote bezeichnet. Je größer die Fremdkapitalquote, d.h. je geringer der Eigenkapital-Anteil am gesamten Kapital ist, umso höher ist das Risiko eines Verlustes an Vermögen für die Gläubiger und die Eigenkapitalgeber. Ein hoher Verschuldungsgrad führt zu hohen Zinskosten, was die Gewinne schmälert beziehungsweise die Verluste erhöht. Der hohe Verschuldungsgrad bedeutet, dass der Break-even-Punkt später erzielt wird als bei einem Betrieb, der eine höhere Eigenkapitalquote aufweist.

Beispiel für Verschuldungsgrad

Unternehmen A weist einen hohen Verschuldungsgrad auf, da das Fremdkapital 800.000€ und das Eigenkapital 200.000€ beträgt. Dies führt zu einem Verschuldungsgrad von 4, was auf eine starke Abhängigkeit von Fremdkapital hinweist.

Im Gegensatz dazu zeigt Unternehmen B einen niedrigen Verschuldungsgrad mit einem Fremdkapital von 200.000€ und einem Eigenkapital von 800.000€. Der Verschuldungsgrad beträgt hier lediglich 0,25, was auf eine geringere Abhängigkeit von Fremdkapital und eine solide Eigenkapitalbasis hinweist.

Dynamischer Verschuldungsgrad

Der dynamische Verschuldungsgrad vergleicht die effektive Verschuldung, d. h. Fremdkapital abzüglich liquider Mittel mit dem Cashflow. Die Kennzahl berechnet die Fremdkapital-Rückzahlungsdauer auf Basis des frei zur Verfügung stehenden Cashflows (Schuldentilgungsfähigkeit) unter der Annahme, dass der Cashflow auch in Zukunft zumindest in gleicher Höhe zu erwirtschaften ist und nur zur Schuldentilgung genutzt wird. Alternative Bezeichnungen für dieses Verhältnis sind Entschuldungsdauer und Schuldentilgungsdauer. Ein Schuldentilgungszeitraum von drei Jahren wird noch als nachhaltig betrachtet.

\text{Dynamischer Verschuldungsgrad} = \frac{\text{Fremdkapital} - \text{liquide Mittel}}{\text{Cashflow}}

Was sagt der Verschuldungsgrad aus?

Der Verschuldungsgrad belegt das Verhältnis von Eigen- zum Fremdkapital. Er gibt somit eine Auskunft über die Struktur der Finanzierung. Als Faustregel hat sich praktisch herausgebildet, dass das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital nicht größer als 2:1, also 200 %, sein sollte, d.h. das Fremdkapital sollte nicht bei mehr als dem Doppelten des Eigenkapitals liegen. Die Verschuldungsquote als alternative Kennzahl zur Prüfung der Struktur der Finanzierung sollte daher in einer vereinfachten Berechnung 67 % nicht überschreiten.

Verschuldungsgrad für Investoren und Käufer

Es gibt viele mögliche Anwendungsbereiche und Verwendungszwecken für die Verschuldungsgrad. Sie kann aus der Bilanz eines Betriebes ermittelt werden, aber ihre Aussagekraft geht hierüber hinaus. Er ist auch ein wichtiger Indikator für Aktionäre, Käufer, Kreditgeber und Regierungen. Wenn es um das Verkaufen eines Betriebes geht, versuchen die Interessenten, den Wert des Unternehmens zu ermitteln. Im Falle eines Kaufs ist die Due Diligence eine gängige Praxis, welche sich auf eine Vielzahl von Daten aus dem Datenraum des Betriebes, das verkauft, stützt. Das Verhältnis zwischen Schulden und Eigenkapital ist ein wichtiger Indikator für den ganzen Wert. Investoren und Käufer erfahren aus dieser Kennzahl, wie hoch die Fremdfinanzierung des Unternehmens ist.

Verschuldungsgrad für Kreditgeber und Aktionäre

Wenn sich ein Betrieb an Kreditgeber wendet, damit er Fremdkapital aufnehmen kann, ist das Verhältnis ebenfalls wichtig. Für die Banken ist er ein Indikator für die Kreditwürdigkeit. Beim Berechnen des Ausfallrisikos für Betriebe beziehungsweise sogar Privatpersonen wird der Verschuldungsgrad berücksichtigt. Ein hohes Niveau ist ein Grund für die Kreditgeber, von einem hohen Kreditausfallrisiko auszugehen. Ein derartiges Niveau hat normalerweise höhere Zinssätze. Für die Aktionäre gilt die Kennzahl als ein Indikator dafür, inwieweit ein Betrieb seine Schulden durch sein Eigenkapital deckt. Ein großer Verschuldungsgrad weist auf eine hohe Insolvenzwahrscheinlichkeit hin. Wenn die Schulden durch wenig Eigenkapital abgedeckt sind, sind auch Dividendenausfälle eher wahrscheinlich.

Verschuldungsgrad auf Makroebene

Das Verhältnis ist auch auf der Makroebene von Bedeutung. Volkswirtschaften, z. B. Staaten, sind in der Regel durch rechtliche Verpflichtungen gebunden und können eine bestimmte Verschuldungsgrenze nicht überschreiten. Für Mitgliedstaaten der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraums sieht der Stabilitäts- und Wachstumspakt eine maximale öffentliche Schuldenquote von 60 % des Bruttoinlandproduktes vor. Das jährliche Haushaltsdefizit muss auf 3 % des BIP begrenzt werden.

Die Bedeutung von Hebelwirkung und finanziellen Risiken

Geschäftsleute und Investoren nutzen gerne die Hebelwirkung, um aus kleinen Geldbeträgen größere Erträge zu erzielen. Durch den Verkauf von Anleihen und Vorzugsaktien können sie Kapital akquirieren und damit die Gewinne der Aktionäre steigern. Doch Vorsicht ist geboten: Eine unvorsichtige Nutzung dieser Strategie kann zu katastrophalen Verlusten führen.

Finanzgeschäfte bieten die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringen Investitionen hohe Erträge zu erzielen. Ein Beispiel hierfür ist das Margin-Konto, das es Anlegern ermöglicht, sich bis zu 50 % der Investitionskosten zu leihen. Dadurch können Aktien im Wert von 50.000 Dollar mit nur 25.000 Dollar erworben werden. Ein Anstieg des Aktienwerts um 10 % bedeutet in diesem Fall einen Gewinn von 5.000 $, abzüglich der Zinskosten.

Der Zusammenhang mit dem Verschuldungsgrad

Der Verschuldungsgrad eines Unternehmens ist eng mit seinem Betriebsergebnis verknüpft. Unternehmen, die Schulden aufnehmen, um ihre Erträge zu steigern, können ihr Eigenkapital deutlicher erhöhen als solche ohne Fremdkapital. Allerdings birgt diese Strategie auch Risiken: Missbräuchliche Nutzung kann zu Insolvenz führen und die Verluste des Unternehmens vergrößern.

Ein Unternehmen, das keine Schulden in seiner Bilanz hat und 10 Cent pro Aktie verdient, erhöht sein Eigenkapital um den gleichen Betrag. Ein fremdfinanziertes Unternehmen, das den gleichen Betriebsgewinn von 10 Cent pro Aktie erwirtschaftet, erhöht jedoch sein Eigenkapital um einen größeren Betrag, abzüglich der Zinsaufwendungen oder der Dividenden auf Vorzugsaktien.

Operationelles Risiko und seine Auswirkungen

Das operationelle Risiko ergibt sich aus der Volatilität des Unternehmens und seiner Sensibilität gegenüber Veränderungen im Marktverhalten. Branchen wie der Automobil- oder Baubereich sind besonders betroffen. Unternehmen mit stabilen Einnahmen tendieren dazu, einen höheren Verschuldungsgrad zu haben, während solche mit unsicheren Einnahmequellen eher vorsichtig sind.

Finanzielle Herausforderungen und Chancen

Das Aufnehmen von Schulden birgt finanzielle Risiken. Kreditgeber verlangen eine angemessene Rendite, um die zusätzlichen Risiken zu kompensieren. Hohe Inflation kann die Verschuldung begünstigen, während Deflation die Zinslast verschärfen kann. Unternehmen sollten daher ihre Finanzierungsstrategien sorgfältig abwägen, um langfristigen Erfolg sicherzustellen.

Der Verschuldungsgrad in Bezug auf Investments und Fazit

Immobilienanlagen mit einem kleinen Verschuldungsgrad sind wesentlich unabhängiger von Gläubigern. Sie sind sehr stabil. Es kann jedoch nicht generell davon ausgegangen werden, dass ein gleichbleibend kleiner Verschuldungsgrad vorteilhaft ist. Wenn ein großer Teil an Aktien andauernd im Portfolio verbleibt, kann das Anlagepotenzial ungenutzt bleiben. Es kommt zu einer Reduktion der Wachstumsrate. Allerdings existieren mehrere Möglichkeiten für die Berechnung des Verschuldungsgrades, sodass der Wert niemals die einzige Grundlage für eine Investition ist.

So verwenden einige Investoren und Finanzdienstleister lediglich langfristige Schulden und Schulden mit einer Laufzeit, die unter 12 Monaten liegt. Diese werden nicht in die Berechnung einbezogen. Denn kurzfristige Verbindlichkeiten sind zum einen weniger risikoreich sowie zum anderen niedriger verzinst. Damit sind sie für den Betrieb günstiger. In einigen Fällen werden auch nur die kurzfristigen und langfristigen zinstragenden Verbindlichkeiten zur Berechnung der Schuldenquote herangezogen.

Niklas Mueller
Niklas Mueller ist ein Content-Manager und Autor, der sich auf den Finanzbereich spezialisiert hat. Während seines BWL-Studiums an der Universität zu Köln entwickelte er eine Leidenschaft für Trading und verfügt nun über fundiertes Wissen über Forex, CFDs, Aktien und technische Analyse. Niklas verfasst hochwertige Beiträge, einschließlich Broker Reviews, um den Lesern die besten Angebote zu präsentieren. Sein Ziel ist es, das Trading Verständnis zu erhöhen und den Lesern zu helfen bessere Trading Entscheidungen zu fällen.
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