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Sharpe Ratio Definition, Erklärung und Anwendung im Trading

Die Sharpe Ratio, auch als Sharpe-Maß oder Sharpe-Quotient bezeichnet, ist eine wichtige Kennzahl in der Finanzwelt, die das Rendite-Risiko-Verhältnis einer Geldanlage bewertet. Sie hilft Anlegern dabei, die Performance eines Investmentfonds, einer Aktie oder eines Portfolios im Verhältnis zum eingegangenen Risiko zu beurteilen. Kern dabei ist die Feststellung der sogenannten Überrendite. Damit ist der Teil der Rendite gemeint, der oberhalb einer risikoarmen Anlage liegt.

Entwicklung und Bedeutung der Sharpe Ratio

Die Sharpe Ratio wurde im Jahr 1966 vom Wirtschaftsnobelpreisträger William F. Sharpe entwickelt. Sie ist nach ihm benannt und zählt zu den wichtigsten Größen in der Finanzwelt, wenn es darum geht, die Performance einer Geldanlage in Relation zum Risiko zu betrachten. Die Kennzahl ermöglicht es Anlegern, verschiedene Anlagealternativen miteinander zu vergleichen und diejenige auszuwählen, die das beste Rendite-Risiko-Verhältnis aufweist.

Unter Berücksichtigung des Risikos gilt: Mit der Höhe der Sharpe Ratio steigt auch die Rendite einer Investition. Ein positives Sharpe Ratio zeigt, dass die erzielte Rendite über dem risikofreien Zinssatz liegt, während ein negatives Sharpe Ratio auf eine Underperformance im Verhältnis zu einer risikoarmen Anlage hindeutet.

Berechnung der Sharpe Ratio

Die Sharpe Ratio berechnet sich als Quotient aus der Überschussrendite und der Volatilität der Anlage. Eine Überschussrendite ist in dem Zusammenhang die Differenz zwischen der Rendite der Geldanlage und dem risikofreien Zinssatz. 

Die Formel für die Berechnung der Sharpe Ratio lautet demnach:

\text{Sharpe Ratio} = \frac{\text{Investmentrendite} - \text{risikofreier Zins}}{\text{Volatilität}}

Die Bestandteile des Sharpe Ratio im Detail

Um die Berechnung der Sharpe Ratio zu besser zu verstehen, nachstehend eine jeweils kurze Erklärung der Bestandteile der Formel:

Bestandteil des Sharpe RatioErklärung
InvestmentrenditeDies ist eine prozentuale Kennzahl, die den Erfolg eines Investments in einem bestimmten Zeitraum ausdrückt. Sie kann aus Kurssteigerungen und Ausschüttungen (beispielsweise Dividenden) bestehen.
Risikofreier ZinsDer sogenannte risikofreie Zins dient als Vergleichsmaßstab für die erzielte Rendite. Oft gelten dabei die Renditen von Staatsanleihen bester Bonität als Maßstab. Die Laufzeit der Anleihen sollte dabei an dem zeitlichen Rahmen der Renditeerhebung orientiert sein.
VolatilitätVolatilität ist der Begriff für eine Kennzahl, welche die Schwankungen eines Wertpapiers oder kompletten Portfolios im betrachteten Zeitraum misst. Hohe Volatilität steht demnach für hohe Schwankungen. Bei niedriger Volatilität weichen die Kurse wenig vom Mittelwert ab. Die Volatilität wird als Standardabweichung der Renditen berechnet und dient im Sharpe Ratio als Risikomaß.

Berechnung der Sharpe Ratio: Beispiel

Ein Investor möchte das Sharpe Ratio seines Portfolios berechnen, das im vergangenen Jahr eine Rendite von 8 Prozent erzielt hat. Der risikofreie Zinssatz beträgt 1 Prozent und die Volatilität des Portfolios 12 Prozent.

Berechnung gemäß obiger Formel:

\text{Sharpe Ratio} = \frac{0.08 - 0.01}{0.12} = 0.58

Das berechnete Sharpe Ratio von 0,58 bedeutet, dass der Investor für das eingegangene Risiko (gemessen an der Volatilität) eine Rendite von 0,58 % über dem risikofreien Zinssatz erzielt hat.

Auf ähnliche Weise können Trader das Sharpe Ratio einzelner Wertpapiere berechnen, um dieses für ihre Anlageentscheidungen zu verwenden. Damit dient das Sharpe Ratio dazu, sich zwischen zwei Anlagen mit unterschiedlichen Renditen und unter Berücksichtigung der Volatilität zu entscheiden. 

Anwendung der Sharpe Ratio im Trading

Anwendung der Sharpe Ratio im Trading
Anwendung der Sharpe Ratio im Trading

Die Sharpe Ratio wird insbesondere bei der Analyse von Fonds, Aktien und Portfolios eingesetzt, um deren Performance im Verhältnis zum eingegangenen Risiko zu beurteilen. Sie ermöglicht es Anlegern, verschiedene Anlagealternativen miteinander zu vergleichen und diejenige auszuwählen, die das beste Rendite-Risiko-Verhältnis aufweist. Weiterhin kann die Sharpe Ratio auch zur Überwachung von Investmentstrategien verwendet werden. Die folgenden Abschnitte zeigen die wesentlichen konkreten Anwendungsgebiete auf.

Vergleich von Fonds und Aktien

Die Sharpe Ratio eignet sich gut für den Vergleich von Fonds und einzelnen Aktien, da diese beiden Finanzinstrumente historische Renditen und messbare Volatilitäten besitzen. Anleger können mithilfe der Sharpe Ratio besser beurteilen, welche Anlageform in der Vergangenheit eine höhere Rendite bei geringerem Risiko erzielt hat.

Auswahl von Investmentstrategien

Anleger können die Sharpe Ratio auch dazu nutzen, um verschiedene Investmentstrategien miteinander zu vergleichen und diejenige auszuwählen, die das beste Rendite-Risiko-Verhältnis aufweist. Dies kann etwa bei der Entscheidung zwischen verschiedenen Anlageklassen, Regionen oder Branchen hilfreich sein.

Überwachung und Optimierung von Portfolios

Die Sharpe Ratio kann darüber hinaus auch zur Überwachung und Optimierung von bestehenden Portfolios verwendet werden. Anleger können mithilfe der Sharpe Ratio erkennen, welche Positionen in ihrem Portfolio das Rendite-Risiko-Verhältnis verbessern oder verschlechtern und entsprechende Anpassungen vornehmen.

Benchmark-Vergleich

Trader können das Sharpe Ratio nutzen, um die Performance ihrer Investments mit einer Benchmark, etwa einem Marktindex oder einer Vergleichsgruppe von Fonds, zu vergleichen. Dabei sollte beachtet werden, dass die Zeiträume für Rendite, risikofreien Zins sowie Volatilität identisch sein müssen.

Vergleich verschiedener Wertpapiergattungen

Das Sharpe Ratio eignet sich für die Analyse unterschiedlicher Wertpapiergattungen, wie Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs. Dabei spielen Branchen von Unternehmen oder die konkrete Zusammensetzung eines Anlageprodukts kaum eine Rolle. Dies ermöglicht einen Vergleich zwischen verschiedenen Anlageklassen und Finanzinstrumenten.

Nachteile und Kritikpunkte des Sharpe Ratio

Bei allen Vorteilen hat die Sharpe Ratio auch ihre Grenzen:

  • Berücksichtigung positiver und negativer Volatilität: Das Sharpe Ratio berücksichtigt positive und negative Volatilität. Dies wird kritisiert, da Anleger möglicherweise indifferent gegenüber positiver Volatilität sind. Andere Kennzahlen wie das Sortino Ratio konzentrieren sich daher ausschließlich auf die Volatilität bei fallenden Kursen.
  • Historische Daten erforderlich: Für die Berechnung des Sharpe Ratio werden Daten aus der Vergangenheit benötigt, was etwa bei Fonds, welche neu aufgelegt werden, problematisch ist. In solchen Fällen kann das Sharpe Ratio nicht berechnet werden.
  • Renditen nicht normalverteilt: Die Berechnung des Sharpe Ratio impliziert, dass ein festgelegter Prozentsatz aller Ergebnisse (Tages- oder Wochenrenditen) innerhalb eines spezifischen Bereichs liegt. Diese Annahme ist jedoch in der Realität häufig nicht zutreffend. Daher kann die Aussagekraft der Volatilität hinsichtlich der Risikobeurteilung eingeschränkt sein.
Niklas Mueller
Niklas Mueller ist ein Content-Manager und Autor, der sich auf den Finanzbereich spezialisiert hat. Während seines BWL-Studiums an der Universität zu Köln entwickelte er eine Leidenschaft für Trading und verfügt nun über fundiertes Wissen über Forex, CFDs, Aktien und technische Analyse. Niklas verfasst hochwertige Beiträge, einschließlich Broker Reviews, um den Lesern die besten Angebote zu präsentieren. Sein Ziel ist es, das Trading Verständnis zu erhöhen und den Lesern zu helfen bessere Trading Entscheidungen zu fällen.
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