Ein Margin Call (Nachschussaufforderung) ist eine Aufforderung eines Brokers an den Trader, zusätzliches Kapital für die Aufrechterhaltung der Margin (Sicherheitsleistung) auf das Handelskonto einzuzahlen. Diese Maßnahme tritt in Kraft, wenn das Guthaben auf dem Konto – insbesondere durch Verluste – unter die festgelegte Mindestmargin fällt. Kommt der Trader dieser Aufforderung nicht nach und die Verluste vergrößern sich, werden alle laufenden Positionen vom Broker zwangsgeschlossen.

Der Margin Call hat für Trader die Bedeutung eines Alarms. Dieser signalisiert, dass bei weiteren Verlusten die Position geschlossen würde. Ein Margin Call kann bei allen Finanzinstrumenten auftreten, bei denen Hebelwirkung genutzt wird wie CFDs oder Devisen. Daytrader unterliegen in vielen Fällen anderen Margin-Anforderungen als klassische Anleger. 

Die Margin Call Grenzen werden vor allem vom Broker festgelegt, unterliegen jedoch regulatorischen Anforderungen. Es ist allerdings unter Umständen möglich, dass Trader ihre verfügbare Margin überreizen. Ein Margin Call lässt sich durch verschiedene Vorsichtsmaßnahmen vermeiden, wie zum Beispiel ein gutes Risikomanagement und Stop-Loss-Orders.

Was passiert bei einem Margin Call?

Bei einem Margin Call ist das Eigenkapital des Traders per Definition unter einen bestimmten Schwellenwert gefallen, die sogenannte Mindestmargin. In der Praxis kontaktiert der Broker den Trader oft automatisch über die Handelsplattform und fordert ihn auf, entweder neues Kapital einzuzahlen oder Positionen zu schließen. Der Broker verlangt also schlicht mehr Geld als weitere Sicherheitsleistung.

Kommt der Trader dieser Aufforderung nicht nach, kann der Broker Positionen liquidieren (schließen), um Verluste zu begrenzen. Das Ziel ist es, das Konto vor einem negativen Saldo zu schützen. Insbesondere bei sehr volatilen Märkten ist ein Totalverlust oder gar ein negativer Kontostand dennoch oft nicht ganz ausgeschlossen.

Was ist die Bedeutung des Margin Calls für Trader?

Beim Trading ist der Margin Call als Warnsignal von großer Bedeutung. Es handelt sich um ein deutliches Zeichen, dass das Risiko-Management überprüft werden sollte. Eine solche Systembenachrichtigung ist keineswegs harmlos. Sie zeigt als Alarm an, dass das Konto in eine gefährlich niedrige Eigenkapitalzone geraten ist. 

Häufig ist der Margin Call die letzte Chance, um Maßnahmen zu ergreifen, bevor Positionen automatisch geschlossen werden. Ein dauerhaft gutes Risikomanagement, inklusive sinnvoll gesetzter Stop-Loss-Marken und eine konservative Hebelverwendung sind unerlässlich, um Margin Calls zu vermeiden.

Was ist ein Beispiel für einen Margin Call?

Für ein Beispiel zum Margin Call eröffnet ein Trader eine Long-Position auf CFDs der Tesla-Aktie. Die Aktie steht bei 300 USD und der Broker verlangt eine Margin von 20  Prozent (Hebel 1:5). Der Trader entscheidet sich nun, 10 CFDs zu kaufen:

  • Positionsgröße: 10 × 300 USD = 3.000 USD
  • Erforderliche Margin: 20 % von 3.000 USD = 600 USD

Der Trader hat also 600 Dollar eingesetzt. Solange die Verluste auf dem Konto unter diesen 600 USD bleiben, ist alles in Ordnung. Fällt die Tesla-Aktie jedoch beispielsweise auf 240 US-Dollar, ergibt sich ein Buchverlust von:

10 CFDs × (300 USD – 240 USD) = 600 USD

Die gesamte Margin ist nun aufgebraucht. Der Broker stellt einen Margin Call ein. Entweder zahlt der Trader nun zusätzliches Kapital ein, zum Beispiel 200 Dollar, um die Position zu halten. Oder aber, der Broker schließt die Position ganz oder teilweise. Wird nicht reagiert, erfolgt eine Zwangsschließung („Stop Out“). Dieses Beispiel funktioniert genauso mit Futures oder im Bereich Forex, wo ebenfalls mit Hebeln gearbeitet wird. 

Bei welchen Assets im Trading kann ein Margin Call auftreten?

Ein Margin Call kann grundsätzlich bei allen Finanzinstrumenten auftreten, bei denen eine Hebelwirkung genutzt wird. Das sind zum Beispiel die folgenden Derivate:

  • CFDs (Contracts for Difference) auf Aktien, Indizes, Rohstoffe, Kryptowährungen, Devisen etc.
  • Futures als standardisierte Terminkontrakte mit Margin Verpflichtung
  • Optionen, besonders bei ungedeckten Optionen (Short-Positionen)
  • Forex (Devisenhandel)
  • Kryptowährungen mit Hebel
  • Indizes und Rohstoffe mit Leverage, z. B. über ETFs oder gehebelte Zertifikate

Ein Margin Call tritt jedoch nur dann auf, wenn die Positionen auf Kredit (also mit Hebel) gehandelt werden. Beim klassischen Wertpapierkauf ohne Hebel gibt es keinen Margin Call, da der Anleger nur mit dem eigenen Kapital handelt.

Wann kann ein Margin Call auftreten?

Ein Margin Call tritt auf, wenn das Kontoguthaben (Eigenkapital) unter die erforderliche Mindestmarge fällt und betrifft sowohl gehebelte Long als auch Short Positionen. Der Asset Preis fällt (zu stark), sodass der Broker einen Alarm einstellt. Dieser trägt übrigens durchaus zum Risikomanagement des Traders bei. Der Call kann durch mehrere Szenarien ausgelöst werden:

  • Starke Kursverluste in kurzer Zeit, besonders bei volatilen Märkten wie Kryptowährungen
  • Geringes Startkapital kombiniert mit hohem Hebel:, da der Verlustspielraum sehr klein ist
  • Fehlende oder unzureichende Stop-Loss-Strategien, sodass offene Positionen schnell ins Minus rutschen können
  • Übermäßige Positionsgröße, wenn Trader ihre Risikotragfähigkeit überschätzen
  • Marktereignisse oder Gaps über Nacht

Oftmals erfolgt der Margin Call außerhalb der Handelszeiten, zum Beispiel durch Overnight Gaps. In solchen Fällen bleibt keine Reaktionsmöglichkeit und der Broker kann bzw. muss direkt handeln.

Warum kann es bei Daytradern andere Margin Call Verhältnisse geben?

Daytrader unterliegen in vielen Fällen anderen Margin-Anforderungen als klassische Anleger, da es in der Regel keine Overnight Margin gibt. Viele Broker bieten Daytradern niedrigere Margin-Anforderungen, solange Positionen vor Handelsschluss geschlossen werden. Da die Positionen kurzfristig sind, kann es allerdings bei schnellen Kursbewegungen besonders schnell zu einem Margin Call kommen. 

Ein Blick auf typische Margin-Unterschiede zeigt, wie stark sich die Anforderungen unterscheiden können:

KategorieBeispielSymbolBörseOvernight-MarginDaytrading-Margin
Micro Index-FuturesMicro E-mini S&P 500MESCME2.378 USD40 USD
Aktienindex-FuturesE-mini Nasdaq-100NQCME34.031 USD1.000 USD
Energie-FuturesRohöl (Crude Oil)CLNYMEX/CME6.607 USD1.651,75 USD
Metall-FuturesGoldGCCOMEX/CME13.750 USD3.162,50 USD

Wie werden die Margin Call Grenzen festgelegt?

Die Margin Call Grenzen werden in erster Linie vom Broker festgelegt, allerdings unterliegen sie zudem regulatorischen Anforderungen. Das gilt vor allem für die sogenannte Maintenance Margin. Eine der wichtigsten Regulierungen im europäischen Raum stammt von der ESMA (European Securities and Markets Authority). Zudem sind ebenso die Anforderungen der nationalen Regulierungsbehörden wie der BaFin zu beachten. Seit 2018 gibt es neue ESMA Regeln für Privatkunden, vor allem:

  • Hauptwährungspaare: Hebel max. 1:30
  • Nebenwährungspaare & Gold: Hebel max. 1:20
  • Indizes & Öl: Hebel max. 1:10
  • Aktien-CFDs: Hebel max. 1:5
  • Kryptowährungen: Hebel max. 1:2
  • Margin Call bei 50 % Eigenkapital (Maintenance Margin) → Wenn das Konto unter 50 % der initialen Margin fällt, muss der Broker Positionen schließen 
  • Negative Balance Protection → Trader können nicht mehr als ihr eingezahltes Kapital verlieren.
  • Professionelle Trader (mit gesonderter Einstufung) können höhere Hebel nutzen, unterliegen aber nicht dem gleichen Schutz wie Retail Kunden.

Kann man seine verfügbare Margin überreizen?

Ja, bis zu einem bestimmten Prozentsatz ist es bei manchen Brokern möglich, die verfügbare Margin zu überreizen. Die Vereinbarungen und Sätze sind oft individuell. Überreizt man die verfügbare Margin allerdings dauerhaft oder ohne ausreichende Kontrolle, setzt man sich einem erheblichen Risiko aus.

Macht man als Trader Schulden bei einem Margin Call?

Ob ein Trader durch einen Margin Call tatsächlich Schulden macht, hängt maßgeblich vom jeweiligen Broker und der gesetzlichen Regulierung ab. In der Europäischen Union besteht seit 2018 bei regulierten Brokern keine Nachschusspflicht mehr für Kleinanleger. Das bedeutet: Das Konto kann nicht ins Minus rutschen und der maximale Verlust ist auf das eingesetzte Kapital begrenzt.

Anders sieht es jedoch bei professionellen Kunden oder in anderen Rechtsgebieten wie den USA oder der Schweiz aus. Hier kann der Broker eine Nachschusspflicht geltend machen, wenn das Konto durch Margin Trades unter 0 fällt. In diesem Fall muss der Trader zusätzliches Kapital nachschießen, um das Konto auszugleichen. Er macht somit Schulden beim Broker, wenn er dem nicht nachkommt. Die Schulden entstehen, wenn es nicht möglich war die Positionen durch Margin Calls zwangszuliquidieren, beispielsweise bei Gaps an der Börse. 

Mit welchen Methoden kann man einen Margin Call verhindern?

Ein Margin Call lässt sich durch verschiedene Vorsichtsmaßnahmen vermeiden. Die wichtigsten sind:

  • Risikomanagement: Der Einsatz eines durchdachten Risikomanagements ist essenziell. Trader sollten nie mehr als einen bestimmten Prozentsatz ihres Kapitals pro Trade riskieren, üblich sind 1 bis 2 Prozent.
  • Stop-Loss-Orders: Mit einem Stop-Loss kann eine Position automatisch geschlossen werden, bevor Verluste kritisch werden. So schützt man die Margin vor zu großen Schwankungen.
  • Ausreichende Kapitalisierung: Wer mit ausreichend Eigenkapital handelt, senkt das Risiko, die Maintenance Margin zu unterschreiten.
  • Diversifikation: Positionen sollten nicht zu stark auf ein einzelnes Asset konzentriert sein. Eine breite Streuung reduziert das Risiko eines plötzlichen Margin Calls.
  • Kontinuierliches Monitoring: Regelmäßige Überprüfung offener Positionen und der Margin-Anforderungen des Brokers hilft, Engpässe frühzeitig zu erkennen.
  • Niedriger Hebel: Ein moderater Hebel reduziert das Risiko überproportionaler Verluste. Je höher der Hebel, desto wahrscheinlicher ein Margin Call.

Wie werden Trader über einen Margin Call vom Broker informiert?

Ein Broker informiert Trader auf verschiedenen Wegen bei einem Margin Call, wie zum Beispiel telefonisch, per E-Mail oder als visuellen oder akustischen Alarm auf der Trading-Plattform. Er hat ein wirtschaftliches Interesse daran, seine Forderungen gegenüber einem Trader abzusichern. Entsprechend erfolgt die Information über einen Margin Call meist schnell und automatisiert. Die üblichen Benachrichtigungswege in der Zusammenfassung sind:

  • E-Mail
  • Push-Mitteilungen über Trading-Apps
  • Benachrichtigungen im Trading-Terminal (z. B. MetaTrader)
  • Anrufe bei hoher Dringlichkeit oder bei professionellen Kunden
  • SMS / WhatsApp etc.

Bei volatilen Märkten tritt der Margin Call allerdings eventuell so schnell ein, dass Positionen automatisch ohne Vorwarnung liquidiert werden. Das kann insbesondere passieren, wenn der Schutzmechanismus „automatisches Stop-Out“ greift.

Was sollte man bei einem Margin Call tun?

Einen Margin Call sollten Trader als Warnsignal nicht ignorieren, sondern handeln. Zunächst führen Sie eine schnelle Überprüfung durch, welche Position den Margin Call ausgelöst hat. Wenn möglich, sollten Sie sofort Eigenkapital nachzahlen, um die Margin wieder auf das erforderliche Niveau zu bringen. Alternativ können Sie Positionen ganz oder teilweise schließen, um die Margin Belastung zu reduzieren.

Wie berechnet man einen Margin Call?

Ein Margin Call tritt ein, wenn das Eigenkapital unter die Maintenance Margin fällt und lässt sich nach einer Formel berechnen. Diese lautet:

Eigenkapital ≤ Maintenance Margin

Dazu ein Beispiel: Nehmen wir an, das Handelsvolumen beträgt 100.000 Euro bei einem Hebel von 10:1, der „Ersteinschuss“ liegt bei 10.000 Euro. Die Maintenance Margin beträgt 25 Prozent vom Ersteinschuss, also 2.500. Nun sinkt das Konto-Eigenkapital durch Verluste auf 2.400 Euro. 

In diesem Fall ist das Eigenkapital unter die Maintenance Margin gefallen und ein Margin Call wird ausgelöst. Der Trader muss nun Kapital nachzahlen oder Positionen reduzieren. Zahlt er zum Beispiel weitere 500 Euro ein, würde die Margin wieder ausreichen.

Für eine automatisierte Brechnung des Margin Calls, nutze auch unseren Trading.de Margin Call Rechner:

Daten zurücksetzen

Wie berechnet man die Deckungssumme für seine Margin Trades?

Die Deckungssumme für Margin Trades wird vor allem auf Basis von Ersteinschuss (Initial Margin) sowie Mindesteinschuss (Maintenance Margin) berechnet. Der Ersteinschuss ist der Betrag, den der Trader beim Eröffnen einer Position hinterlegen muss. Er wird durch den gewählten Hebel bestimmt. Die Formel lautet: 

Initial Margin = Positionsgröße / Hebel

Beläuft sich die Positionsgröße zum Beispiel auf 50.000 Euro bei einem Hebel von 20:1, wird die Initial Margin wie folgt ermittelt:

Initial Margin = 50.000 Euro / 20 = 2.500 Euro

Der Maintenance Margin (Mindesteinschuss) gibt an, wie viel Eigenkapital der Trader mindestens halten muss, um die Position nicht zu verlieren. Üblich sind 25 Prozent des Initial Margin, der Satz kann aber je nach Broker variieren. Die Formel lautet:

Maintenance Margin = Initial Margin × 25 %

Im Beispiel beträgt die Initial Margin 2.500 Euro, sodass sich eine Maintenance Margin von 625 Euro ergibt. Wenn das Eigenkapital unter diesen Wert fällt, droht ein Margin Call.

Fazit zum Margin Call: Risiko-Management für Broker und Trader

Ein Margin Call ist ein klares Signal, dass man als Trader sein Risiko unterschätzt hat oder die Marktentwicklung ungünstig verlief. Wer seine verfügbare Margin überreizt läuft Gefahr, einen Margin Call zu erhalten. Potenzielle Verlusten oder sogar Schulden (bei Nachschusspflicht) können die Folgen sein.

Die gute Nachricht ist: Mit bewussten Entscheidungen, fundiertem Wissen und kontinuierlichem Monitoring lassen sich Margin Calls weitgehend vermeiden. Das funktioniert zum Beispiel mit einem guten Positionsmanagement und Stop-Loss-Orders. Ein kluger Trader ist kein Zocker, sondern ein Risikomanager. Genau das sollte auch Ihre Rolle beim Margin-Trading sein.

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