Vorbörslicher Handel bezieht sich auf den Handel mit Finanzinstrumenten, wie Aktien oder Derivaten, der vor der offiziellen Eröffnung der regulären Börsensitzung stattfindet. Grundsätzlich kann an der Börse nur innerhalb der verschiedenen Handelszeiten mit Aktien gehandelt werden. Während das eigentliche Geschäft an der Frankfurter Börse zwischen 8 Uhr und 20 Uhr stattfindet, haben Anleger beim vorbörslichen Handel bereits vor der Öffnung Zugang zu den Märkten. Das kann von Vorteil sein, da der überwiegende Teil der Unternehmen die Quartalszahlen vor- oder nachbörslich veröffentlicht. Starke Kursbewegungen in der Aktie sind daraufhin die Folge. Wird ausschließlich innerhalb der Börsenzeiten gehandelt, können Privatanleger den Kursschwankungen bloß zusehen. Ein Eingreifen ist ihnen erst dann möglich, wenn der reguläre Handel beginnt. Großanleger haben hingegen die Möglichkeit, vor- oder nachbörslich zu handeln.
Vorbörse: Handelsvolumen, Preisfindung und Einflussfaktoren
Zahlreiche Anleger wissen nicht, dass die Vorbörse nicht bloß ein Indikator für den eigentlichen Börsenstart ist. An der Vorbörse wird bereits tatsächlich gehandelt. Der vorbörsliche Handel ist den Privatanlegern nicht vorenthalten, sondern ebenfalls zugänglich. Jedoch wird die Vorbörse von institutionellen Anlegern dominiert. Die Käufe bzw. Verkäufe können von Privatanlegern bei der Hausbank telefonisch in Auftrag gegeben werden. Beim vorbörslichen Handel werden keine zusätzlichen Handelsgebühren fällig. Außerdem werden vorbörsliche Kurse sofort veröffentlicht. Die Nachrichtenlage ist stark dafür verantwortlich, wie viele Trades während der Vorbörse tatsächlich abgegeben werden.
Allerdings weist die Vorbörse im Gegensatz zum offiziellen Börsenhandel ein geringes Handelsvolumen auf. Die vorbörsliche Preisfindung gestaltet sich deshalb schwieriger als beim offiziellen Börsenhandel. Dort finden Kaufs- sowie Verkaufsorder automatisch ein Gleichgewicht. Der vor- und nachbörsliche Handel sind der Grund, weshalb Anfangs- und Schlusskurs manchmal stark voneinander abweichen. Nach Börsenschluss wird nämlich noch weiter gehandelt. Außerdem können sich über Nacht signifikante Veränderungen ergeben, wie beispielsweise veröffentlichte Nachrichten. Diese fließen in die Berechnung des Anfangskurses mit ein und betreffen einzelne Aktien. Neben den News, die in den Medien veröffentlicht werden, spielen ebenfalls die Schlusskurse der US-Börse sowie der Verlauf des asiatischen Börsenhandels eine entscheidende Rolle. Aktuelle Einschätzungen und Meinungen von Analysten werden ebenfalls berücksichtigt.
Analyse vorbörslicher Aktivitäten und Kursveränderungen
Anhand dieser Informationen werden die vorbörslichen Kurse berechnet. Die Kurse werden während des vorbörslichen Handels angepasst. Inwieweit sie angepasst werden, hängt davon ab, ob eine Aktie in hohem Maße abgestoßen wird oder gefragt ist. Im Laufe der vorbörslichen Aktivitäten werden zudem Kommentare von Analysten sowie Nachrichten von Unternehmen publiziert. Diese erfordern eine Neueinschätzung der Kurse. Bei den vorbörslichen Kursen handelt es sich mithin nicht um eine exakte Wissenschaft. Die Kurse beruhen lediglich auf den Annahmen von Analysten und Informationen. Daraus resultiert, dass bei Öffnung der Börse die Aktien andere Kurse als im Zeitraum der Vorbörse aufweisen. In den Zeiten extrem volatiler Börsen taucht dieses Phänomen häufiger auf.
Vorteile des vorbörslichen Handels
Für die Praxis bedeutet der vorbörsliche Handel, dass beispielsweise die Frankfurter Börse um neun Uhr mit dem Wertpapierhandel beginnt. Anleger haben allerdings bereits ab acht Uhr die Möglichkeit, den vorbörslichen Handel zu nutzen. Gehandelt wird über außerbörsliche Plattformen, wie einem Broker oder einer Bank. Diese erhalten vom Anleger die Anweisung, die Aktien vorbörslich zu kaufen oder zu verkaufen. Der Handel vor Börsenbeginn stellt eine pre market Order dar. Sie dient häufig als Handelsrichtung, eine sog. Indikation, für Wertpapiere. Vorbörsliche Aktienkurse werden jedoch nicht ausschließlich in Deutschland gehandelt. An der US-Börse ist der Handel ebenfalls möglich. Hier bietet der Markt zahlreiche Anbieter, die an die New York Stock Exchange angeschlossen sind. Anleger können hier ebenfalls eine pre Market Ordner eingeben. Darüber, ob die Order tatsächlich ausgeführt wird, kann keine pauschale Aussage getroffen werden. Die Ausführung geschieht in Abhängigkeit der Marktteilnehmer, die zum Zeitpunkt der Börsenöffnung handeln. Der Anleger benötigt einen Onlinebroker, welcher den Handel in den USA unterstützt oder eine Direktbank, um an der New York Stock Exchange handeln zu können.
Beim vorbörslichen Handel sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass keine unlimitierten Orders gesetzt werden. Außerdem muss zwingend ausreichend Liquidität im Wert vorhanden sein. Bei schlechten Unternehmensmeldungen kann der Preis einer Aktie bei Börsenöffnung sehr vom vorbörslichen Preis abweichen.