Häufig wird die Volatilität als nachteiliges Erscheinungsbild betrachtet, da sie mit Unsicherheit und Risiko verbunden ist. Doch für Trader, die wissen, wie sie diese nutzen können, können die Volatilität und Volatility Trading eine enorme Chance sein. In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um VIX Trading und den grundlegenden Handel mit der Volatilität.
Wichtigste Informationen zum Volatility Trading
- Volatility Trading nutzt die Schwankungen im Preis eines Wertpapiers oder Indexes
- Hohe Volatilität bedeutet große Preisbewegungen und damit einhergehendes Risiko
- VIX-Index spiegelt die erwartete Volatilität des S&P 500 wider
- Optionen sind ein populäres Mittel im Volatility Trading
- Es gibt verschiedene Handelsstrategien für Volatility Trading, darunter Long Put, Short Call, Short Straddle/Strangle, Ratio Write und Iron Condor
- Volatility Arbitrage zielt darauf ab, Gewinne aus der Differenz zwischen implizierter und tatsächlicher Volatilität zu erzielen
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Sie aus den Auf und Abs am Markt Kapital schlagen können? Das ist mit Volatility Trading möglich. Volatility (Volatilität) bezieht sich auf die Veränderung, mit welcher der Preis eines Wertpapiers steigt oder fällt. Sie ist ein Hinweis auf die Sicherheit oder das Risiko, das mit einem bestimmten Wertpapier oder einem Finanzmarkt verbunden ist. Je höher die Volatilität, desto riskanter ist das Wertpapier oder der Markt.
VIX als maßgeblicher Indikator für die Volatililtät
Der VIX-Index, oft als „Fear and Greed Index“ bezeichnet, misst die erwartete Volatilität des S&P 500. Der VIX steigt in der Regel, wenn die Unsicherheit oder die Angst unter Tradern (bzw. Investoren) zunimmt, und fällt, wenn die Marktstimmung entspannter ist und die Marktteilnehmer eher optimistisch sind. Der S&P500 ist der größte Aktienindex der Welt und hat somit einen Einfluss auf alle Finanzmärkte.
Genau diese Bewegungen und Marktstimmungen können Trader beim VIX Trading handeln. Beim VIX Trading setzen Händler nämlich nicht direkt auf die Bewegungen eines Aktienindex oder eines anderen Assets, sondern auf die erwartete Volatilität dieses Marktes.
Es gibt verschiedene Wege, auf den VIX zu handeln, darunter:
- Futures
- CFDs
- Optionen
- Exchange Traded Products (ETPs)
Solche Produkte bilden jeweils die Performance des VIX nach – so kann er gehandelt werden. Dann gibt es in der Regel immer zwei Optionen:
- Ein Anstieg des VIX kann für Trader eine Gelegenheit sein, von erhöhter Unsicherheit und Angst auf dem Markt zu profitieren.
- Ein fallender VIX deutet eher auf eine Rückkehr zur Marktstabilität hin.
Da der VIX oft gegenteilig zu den Märkten reagiert, nutzen manche Händler das Volatility Trading eher zur Absicherung des Depots.
Optionen: Der Handel mit der Volatilität
Besonders beliebt ist Volatility Trading mit Optionen. Das Wesentliche einer Option ist das Recht, ein bestimmtes Produkt zu einem fest vereinbarten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Es ist also die Spekulation mit der Volatilität. Dieser Preis wird grundsätzlich von sieben Faktoren bestimmt:
- aktueller Preis des Basiswerts
- Ausübungspreis
- Art der Option (Call oder Put)
- Zeitraum bis zum Ablauf der Option
- risikofreier Zins
- Dividenden auf den Basiswert
- Volatilität
Von diesen sieben Faktoren ist lediglich die Volatilität unbekannt und gibt somit Raum für Spekulation.
Historische Volatilität
Unter historischer Volatilität sind die tatsächlichen Preisänderungen eines Wertpapiers in der Vergangenheit zu verstehen. Sie wird oft als Standardabweichung der Renditen berechnet und gibt einen Einblick in das Ausmaß der vergangenen Kursbewegungen. Dies kann nützlich sein, um zukünftige Preisbewegungen vorherzusagen und Handelsstrategien zu entwickeln.
Natürlich ist die historische Volatilität kein perfekter Indikator für zukünftige Preisbewegungen. Sie gibt jedoch eine Vorstellung davon, wie volatil ein Markt in der Vergangenheit war. Ein Trader muss weitere Faktoren wie Marktnachrichten und wirtschaftliche Indikatoren berücksichtigen.
Implizite Volatilität
Die implizite Volatilität ist ein Maß für die erwartete zukünftige Volatilität eines Wertpapiers. Sie wird aus den Preisen von Optionen abgeleitet und gibt einen Einblick in die Markterwartungen bezüglich zukünftiger Preisbewegungen.
Die implizierte Volatilität kann oft höher sein als die historische Volatilität, besonders in Zeiten von Marktunsicherheit. Dies kann eine Chance für Trader sein, welche die Fähigkeit besitzen, diese Unterschiede zu erkennen und zu nutzen.
Strategien für Volatility Trading erklärt:
Es gibt verschiedene Strategien für das Volatility Trading, die Händler nutzen können. Jede dieser Strategien hat ihre eigenen Vorteile und Nachteile und ist in unterschiedlichen Marktsituationen geeignet. In den folgenden Abschnitten werden einige der gängigsten Volatilitätsstrategien vorgestellt.
Long Put
Die Long Put Strategie ist eine der einfachsten und am häufigsten verwendeten Volatilitätsstrategien. Bei dieser Strategie kauft der Händler eine Put-Option in der Erwartung, dass die Volatilität des zugrunde liegenden Vermögenswerts weiter steigen wird. Wenn die Volatilität steigt, steigt auch der Wert der Put-Option, was dem Händler einen Gewinn ermöglicht.
Short Call
Die Short Call Strategie ist eine weitere gängige Volatilitätsstrategie. Bei dieser Strategie verkauft der Händler eine Call-Option in der Erwartung, dass die Volatilität des zugrunde liegenden Vermögenswerts fallen wird. Wenn die Volatilität fällt, fällt auch der Wert der Call-Option, was dem Händler einen Gewinn ermöglicht.
Short Straddle oder Strangle
Short Straddle ist eine komplexere Volatilitätsstrategie. Bei dieser Strategie verkauft der Händler sowohl eine Put-Option als auch eine Call-Option auf den gleichen zugrunde liegenden Vermögenswert mit dem gleichen Verfalldatum, aber mit unterschiedlichen Ausübungspreisen.
Mit dieser Strategie ist ein Gewinn zu realisieren, wenn der Basiswert keine große Preisbewegung erfährt. Es wird also auf etwa gleichbleibende Kurse spekuliert. Der zu erzielende Gewinn besteht maximal aus den erhaltenen Optionsprämien.
Im Gegensatz dazu verkauft ein Anleger bei einer Short Strangle Strategie eine Call- und eine Put-Option mit unterschiedlichen Strikes (Ausübungspreisen). Diese Strategie zielt darauf ab, von geringer Volatilität zu profitieren. Sie ist profitabel, wenn der Aktienkurs innerhalb eines bestimmten Bereichs bleibt.
Ratio Write
Die Ratio Write Strategie ist eine Optionsstrategie, die darin besteht, mehr Optionen zu verkaufen (zu schreiben) als die im Portfolio gehaltenen Aktien abdecken können. Die Strategie zielt darauf ab, die Prämieneinnahmen durch den Verkauf von Optionen zu maximieren, um so die Rendite zu erhöhen.
Diese Strategie birgt ein erhöhtes Risiko, da der Verkäufer im Falle eines signifikanten Preisanstiegs der Aktie eine große Anzahl von Aktien zum höheren Marktpreis kaufen muss, um seine Optionspflichten zu erfüllen. Daher sollte diese Strategie nur von erfahrenen Tradern angewendet werden.
Iron Condor
Die Iron Condor Strategie erzielt einen Gewinn, wenn sich der Basiswert innerhalb einer bestimmten Kursspanne bewegt. Iron Condor bedeutet ein gleichzeitiger Verkauf eines Bear Call Spreads sowie eines Bull Put Spreads mit identischem Verfallsdatum.
Wird der Trade eröffnet, erhält der Händler eine Prämie (englisch Credit). Ein Iron Condor besteht aus zwei Credit Spreads, mit dem Ziel, die erhaltene Prämie zu behalten sowie dem wertlosen Verfall aller Optionen zum Verfallstermin.
Volatility Arbitrage
Volatility Arbitrage ist eine Handelsstrategie, die darauf abzielt, von Preisunterschieden zwischen implizierter und tatsächlicher Marktvolatilität zu profitieren. Ein Trader, der diese Strategie anwendet, nimmt in der Regel eine neutrale Position in Bezug auf den Preis eines Vermögenswerts ein. Er setzt stattdessen darauf, dass sich die tatsächliche Volatilität des Basiswerts von der implizierten Volatilität unterscheidet, die in den Optionen des Vermögenswerts eingepreist ist.
Wenn die tatsächliche Volatilität höher ist als die implizierte, kann der Trader einen Gewinn erzielen, indem er Optionen kauft und dann verkauft, wenn die implizierte Volatilität ansteigt.
Volatility Trading: Beispiel
Ein erfahrener Optionshändler glaubt, dass die Aktien der XYZ AG, die derzeit bei 50 Euro pro Aktie gehandelt werden, zeitnah stabil bleiben und keine großen Preisbewegungen aufweisen werden. Er wendet daher eine Short Straddle Strategie an, um von der erwarteten geringen Volatilität zu profitieren.
Schritte zur Umsetzung der Short Straddle Strategie:
- Analyse der Marktsituation: Recherchen haben ergeben, dass die XYZ AG in nächster Zeit keine großen Ankündigungen, Quartalsergebnisse oder Ereignisse haben wird, die zu signifikanten Kursbewegungen führen könnten.
- Verkauf eines Straddle: Verkauf einer Call-Option als auch einer Put-Option mit demselben Ausübungspreis von 50 Euro pro Aktie und demselben Verfallsdatum, das in 30 Tagen liegt.
- Prämien einnehmen: Als Verkäufer dieser Optionen erhält der Trader Prämien von den Käufern. Angenommen, die Call-Option bringt 3 Euro pro Option ein, und die Put-Option bringt ebenfalls 3 Euro pro Option ein. Insgesamt würden somit 6 Euro pro Straddle vereinnahmt.
Mögliche Szenarien:
- Ergebnis A (stabile Aktienkurse): Wenn die Aktien der XYZ AG stabil bei 50 Euro pro Aktie bleiben und es keine großen Preisbewegungen gibt, verfallen sowohl die Call- als auch die Put-Option wertlos. In diesem Fall behält der Händler die gesamte Prämie von 6 Euro pro Straddle als Gewinn.
- Ergebnis B (geringe Preisbewegung): Wenn die Aktien der XYZ AG nur geringfügige Preisbewegungen zeigen, könnten beide Optionen wertlos verfallen oder nur einen geringen Wert haben. Solange der Gesamtwert der Optionen niedriger ist als die erhaltenen 6 Euro an Prämien, führt dies immer noch zu einem Gewinn.
- Ergebnis C (starke Preisbewegung): Wenn unerwartete Ereignisse zu starken Preisbewegungen führen, könnten sowohl die Call- als auch die Put-Option im Geld sein. In diesem Fall können Verluste entstehen, die den erhaltenen Prämienbetrag übersteigen.
Volatility in der Trading-Ausbildung lernen
Volatilität zu verstehen und sie für den Handel zu nutzen, ist gar nicht so einfach – gerade viele Anfänger zahlen hier am Anfang Lehrgeld. Daher hilft eine bei den Grundlagen beginnende Trading-Ausbildung, wie sie auf trading.de angeboten wird, die nötigen Fähigkeiten zu erlernen.
Durch die Kurse und innerhalb der Community von trading.de lernen Sie, wie Sie Volatilitätsmuster erkennen, interpretieren und darauf basierend Entscheidungen treffen können. Dabei legen wir besonders Wert darauf, nicht nur die Theorie zu vermitteln, sondern auch praktisch zu traden. Wer Volatility Trading lernen will, ist in unserer Telegram-Gruppe und mit unserer Ausbildung also gut aufgehoben.
Fazit: Volatility Trading bietet viele Chancen
Volatility Trading ist eine spannende Option für Trader – dabei werden keine klassischen Aktien oder Optionen gehandelt, sondern die Unsicherheit am Markt. Dafür sollten Sie die Funktionsweise und die Dynamiken des VIX sowie die Bedeutung der impliziten sowie historischen Volatilität verstehen. Dann können Sie strategisch von den Schwankungen der Märkte profitieren.
FAQ: Meistgestellte Fragen
Was ist Volatility Trading?
Volatility Trading ist eine Trading-Strategie, die auf der Volatilität, also den Preisbewegungen eines Vermögenswertes basiert. Trader nutzen diese Strategie, um unabhängig von der Richtung der Preisbewegungen Gewinne zu erzielen, indem sie auf die Schwankungsbreite des Preises setzen.
Wie wird die Volatilität gemessen?
Die Volatilität wird typischerweise durch die Standardabweichung der Preisänderungen eines Wertpapiers oder durch den VIX-Index (erwartete Volatilität des S&P 500) gemessen. Eine hohe Volatilität bedeutet große Preisbewegungen – und natürlich umgekehrt.
Was ist der VIX-Index?
Der VIX-Index, oft als „Fear and Greed Index“ (im deutschsprachigen Raum auch als „Angstbarometer der Börse“) bezeichnet, misst die erwartete Volatilität des S&P 500. Er steigt, wenn die Unsicherheit oder die Angst unter den Tradern zunimmt und fällt bei einer entspannteren Marktstimmung.
Welche Risiken bestehen beim Volatility Trading?
Wie bei allen Strategien besteht auch beim Volatility Trading das Risiko von Verlusten – das gilt vor allem dann, wenn die Volatilität des Markts Sprünge macht. Zudem können komplexe Strategien wie Short Straddle oder Iron Condor bei starken Marktbewegungen zu hohen Verlusten führen.
Bei welchem Broker kann ich Volatility Trading machen?
Um Volatility Trading zu betreiben, brauchen Sie einen Broker, der den Handel mit Derivaten wie Optionen und Futures ermöglicht. Solche Broker bieten in der Regel Zugang zu verschiedenen Märkten, auf denen Produkte gehandelt werden, die an Volatilitätsindizes wie den VIX gekoppelt sind.
Was ist der Unterschied zwischen historischer und impliziter Volatilität?
Historische Volatilität beschreibt die tatsächlichen Schwankungen eines Wertpapiers in der Vergangenheit und wird oft als Standardabweichung der Renditen eines Wertpapiers über einen bestimmten Zeitraum berechnet. Implizite Volatilität hingegen ist ein Blick in die Zukunft – dabei wird gemessen, welche Schwankungen Trader künftig erwarten. Diese Erwartung wird aus den aktuellen Preisen von Optionen abgeleitet.