Neobroker befinden sich in einem Wandel. Das Verbot der EU von „Payment for Order Flow“ stellt einen gravierenden Einschnitt dar. Das Finanzwesen ist dabei stets ein dynamisches Feld, das ständig durch regulatorische Entscheidungen, technologische Fortschritte und Marktveränderungen geprägt wird.
Ein aktuelles Beispiel für solch eine regulatorische Entscheidung ist das geplante Verbot des „Payment for Order Flow“ (PFOF) durch die EU-Kommission. Während PFOF in der Vergangenheit eine zentrale Einnahmequelle für viele Broker, insbesondere Neo-Broker, war, steht nun eine tiefgreifende Veränderung bevor.
Im folgenden Artikel schauen wir uns an, was Payment for Order Flow ist und welche Chancen sowie Risiken aus dem Verbot resultieren.
Das Wichtigste im Überblick:
- Gravierender Einschnitt für Neobroker durch EU-Verbot von „Payment for Order Flow“ (PFOF).
- Zur Erklärung: Broker leiten hierbei Kundenorders an Dritte weiter und erhalten eine Gebühr.
- Bisher ermöglichte PFOF vielen Brokern, provisionsfreien Handel anzubieten.
- Weitere Vorteile dank PFOF waren Liquiditätssteigerung und Technologieinvestitionen.
- Drastische Veränderungen für Neobroker, die primär durch PFOF verdienen.
- Potenziell höhere Handelskosten und mögliche Marktkonsolidierung als Risiken des Verbots.
- Das PFOF-Verbot verändert den Markt maßgeblich.
Was ist Payment for Order Flow?
Wie im oberen Bild veranschaulicht, ist Payment for Order Flow (PFOF) ein Konzept, bei dem ein Brokerage-Unternehmen seine Kundenorders an einen Dritten, oft einen Market Maker, weiterleitet, anstatt den Handel selbst auszuführen. Im Gegenzug erhält der Broker eine Gebühr vom Market Maker. Dieses Modell ermöglicht es vielen Online-Brokern, provisionsfreien Handel anzubieten, da sie durch PFOF kompensiert werden. PFOF fungierte hier als primäre Einnahmequelle für die Broker.
In einigen Ländern ist PFOF reguliert oder verboten, um die Interessen der Anleger zu schützen. Die EU zog jetzt mit dem Verbot von „Payment for Order Flow“ nach.
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So verdienten Neobroker bis jetzt ihr Geld:
Neobroker haben das traditionelle Brokerage-Modell revolutioniert, indem sie eine gebührenfreie oder kostengünstige Struktur anbieten. Während traditionelle Broker oft Kontoführungs- und Ordergebühren erheben, verzichten Neobroker auf solche direkten Gebühren. Dies macht es auch für Kleinanleger attraktiv, schon mit geringen Summen zu investieren.
Anstelle teurer Ordergebühren generieren die Neobroker Einnahmen hauptsächlich durch „Payment for Order Flow“ (PFOF). Bei PFOF leiten Neobroker Kundenorders an Drittanbieter weiter und erhalten im Gegenzug eine Vergütung. Dies ermöglicht es ihnen, den Handel für den Endkunden auf den ersten Blick kostenfrei zu halten.
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Die Vorteile und Nachteile von PFOF im Überblick:
Das PFOF lässt sich ambivalent beurteilen und bietet für Broker und Anleger auch Vorteile. Doch natürlich gibt es auch die Kehrseite der Medaille, sodass einige Nachteile aus der Praxis „Payment for Order Flow“ resultieren.
- Provisionsfreier Handel: Durch PFOF können Broker ihren Kunden provisionsfreien Handel anbieten. Dies senkt die unmittelbaren Kosten für Anleger und macht das Aktien Trading für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich.
- Liquiditätssteigerung: PFOF kann die Marktliquidität erhöhen, da Market Maker verpflichtet sind, kontinuierlich Kauf- und Verkaufspreise anzubieten, was zu engeren Spreads und besseren Ausführungspreisen führen kann.
- Technologieinvestitionen: Die Einnahmen aus PFOF ermöglichen es Brokern, in fortschrittliche Handelstechnologien zu investieren, was eine verbesserte Handelserfahrung für den Endbenutzer bedingt. Neobroker haben häufig sehr intuitive Handelsplattformen.
- Zugang zu Daten und Analysen: Broker können durch PFOF Zugang zu wertvollen Marktdaten und Analysen erhalten, die sie nutzen, um bessere Handelstools für ihre Kunden bereitzustellen.
- Stabilität und Beständigkeit: Da PFOF eine konstante Einnahmequelle darstellt, kann es Brokern helfen, in volatilen Marktbedingungen stabil zu bleiben und ihre Dienstleistungen anzubieten. Dennoch kommt es natürlich auf das Ordervolumen und die Aktivität der Händler an.
- Interessenkonflikte: PFOF begünstigt Interessenkonflikte, da Broker die Order an denjenigen Market Maker weiterleiten, der die höchste Gebühr zahlt, anstatt den besten Ausführungspreis für den Kunden zu wählen. Häufig haben Neobroker wie Trade Republic auch nur einen Marktplatz, wie Lang & Schwarz.
- Schlechtere Ausführungspreise: Obwohl PFOF auch enge Spreads ermöglicht, besteht das Risiko, dass Kunden nicht immer den optimalen Ausführungspreis für ihre Trades erhalten, was ihre Renditen beeinträchtigen kann. Dies ist insbesondere außerhalb der Börsenöffnungszeiten der Fall.
- Mangelnde Transparenz: PFOF kann für den durchschnittlichen Anleger schwer verständlich sein, was zu einem Mangel an Transparenz in Bezug auf die tatsächlichen Kosten führt.
Die EU verbietet Payment for Order Flow
Deutschland wird traditionell nicht als Hochburg für Investoren gesehen. Doch durch Neo-Broker, die über benutzerfreundliche Apps den Börsenzugang erleichtern, änderte sich dies. Trade Republic und Scalable Capital sind führende Akteure in Deutschland. Aktuelle regulatorische Entwicklungen in der EU zielen nun jedoch darauf ab, das PFOF-Modell zu verbieten und gefährden damit auch Neobroker.
Denn Neobroker-Kunden handeln häufiger an kleineren Regionalbörsen oder außerbörslichen Handelsplätzen als an großen, traditionellen Börsen wie XETRA oder der Börse Frankfurt. Dies hat den kleineren Börsen einen Wettbewerbsvorteil verschafft, was bei großen Börsenbetreibern zu Unmut führte, die das Verbot des PFOF-Modells der Neobroker wohl im Zuge von Lobbyarbeit vorantrieben.
Die europäische Gesetzgebung konzentrierte sich nun auf potenzielle Interessenkonflikte. Neobroker müssen im besten Interesse ihrer Kunden handeln. Das Hauptziel für Kunden ist ein günstiger Preis durch einen niedrigen Spread. Doch Neobroker könnten dazu neigen, Orders an Market Maker weiterzuleiten, die am meisten für PFOF zahlen, auch wenn dies eben nicht im besten Interesse des Kunden ist.
Ungünstige Spreads sind für unerfahrene Anleger dabei nicht immer ersichtlich und zugleich wenig transparent. Ergo gibt es das konkrete Verbot.
Die Auswirkungen auf Neobroker
Die EU-Kommission hat nun einen drastischen Schritt gemacht und die Praxis des „Payment for Order Flow“ (PFOF) verboten. Dieses Verbot, das in einigen europäischen Ländern bereits umgesetzt wurde, soll bis spätestens 2026 auch in Deutschland gelten. Dies hat für Neobroker, die primär mit PFOF ihr Geld verdienen, drastische Auswirkungen, denn diese müssen entweder höhere Gebühren einführen oder ihr Angebot anderweitig monetarisieren.
Es scheint jedoch unvermeidlich, dass sich die Geschäftsmodelle weiterentwickeln. Hier bleibt abzuwarten, wie Broker in der Post-PFOF-Ära agieren und welche innovativen Marketingstrategien sie anwenden, um im ständigen Wettbewerb um neue Kunden die Oberhand zu behalten.
Chancen des Verbots
Das Verbot von PFOF kann aber auch die Transparenz erhöhen. Anleger könnten besser nachvollziehen, wie ihre Orders ausgeführt werden, da potenzielle Interessenkonflikte durch PFOF-bedingte Weiterleitungen entfallen. Dies stärkt das Vertrauen in den Markt und die Broker. Ohne PFOF könnten Broker dazu ermutigt werden, sich stärker auf die Qualität der Orderausführung und den Kundenservice zu konzentrieren, anstatt auf die Maximierung der Rückvergütungen durch „Payment for Order Flow“ zu achten.
Das Verbot könnte den Schutz von Kleinanlegern verbessern. Ohne die potenziellen Interessenkonflikte von PFOF könnten Broker dazu neigen, im besten Interesse ihrer Kunden zu handeln. Allerdings haben auch schon verschiedene Studien gezeigt, dass PFOF nicht per se schlecht für Kunden ist und insbesondere in liquiden Marktphasen die Spreads wettbewerbsfähig sind.
Risiken des Verbots
Allerdings gibt es auch Risiken des Verbots. Es könnte die Entwicklung bedingen, dass Broker andere Einnahmequellen suchen, was in der Regel in Form von höheren Gebühren für die Anleger resultiert. Dies könnte den niedrigschwelligen Zugang zum Aktienmarkt, den Neobroker bisher boten, einschränken.
- Kleinere Broker, die stark von PFOF abhängig waren, könnten Schwierigkeiten haben, sich anzupassen. Dies begünstigt eine Konsolidierung im Brokerage-Markt, wodurch die Auswahlmöglichkeiten für Anleger verringert werden.
Fazit – Das PFOF-Verbot verändert den Markt maßgeblich
Das geplante Verbot des „Payment for Order Flow“ durch die EU-Kommission markiert einen Wendepunkt. Während das Verbot zweifellos gewisse Chancen bietet, wie eine erhöhte Markttransparenz und einen stärkeren Anlegerschutz, bringt es auch Herausforderungen mit sich, darunter potenziell höhere Handelskosten und eine mögliche Marktkonsolidierung.
Der vorgebrachte Anlegerschutz ist somit ein zweischneidiges Schwert. Hier scheint das strikte Verbot der EU nicht unbedingt die beste Wahl, da auch stärker differenzierte Herangehensweisen möglich gewesen wären. Dies zeigt sich auch darin, dass das Verbot von „Payment for Order Flow“ stark umstritten war. Auch Deutschland wandte sich gegen das PFOF-Verbot.
Fortan bleibt es unausweichlich, dass sich sowohl Anleger als auch Broker an diese neue Realität anpassen. Abschließend ist es für Anleger von entscheidender Bedeutung, bei der Auswahl eines Brokers stets einen Kostenvergleich durchzuführen. Dabei sollten nicht nur offensichtliche Gebühren, sondern auch versteckte Kosten berücksichtigt werden. Denn obwohl PFOF im Rampenlicht steht, gibt es zahlreiche andere Gebührenmodelle, die ebenso intransparente Kosten beinhalten.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum PFOF-Verbot und den Folgen für Neobroker:
Warum werden Neobroker verboten?
Neobroker werden nicht direkt verboten. Allerdings wird das Geschäftsmodell vieler Anbieter durch das Verbot von „Payment for Order Flow“ (PFOF) durch die EU stark beeinflusst. Dies könnte dazu führen, dass einige Neobroker ihr Geschäftsmodell anpassen oder sogar den Markt verlassen müssen.
Wie funktioniert Payment for Order Flow?
Payment for Order Flow (PFOF) ist ein Konzept, bei dem ein Brokerage-Unternehmen seine Kundenorders an einen Dritten, oft einen Market Maker, weiterleitet, anstatt den Handel selbst auszuführen. Im Gegenzug erhält der Broker eine Gebühr vom Market Maker. Dieses Modell ermöglicht es vielen Online-Brokern, provisionsfreien Handel anzubieten, da sie durch PFOF kompensiert werden.
Welche Neobroker sind durch das Verbot von Payment for Order Flow gefährdet?
Alle Neobroker, die primär durch PFOF ihr Geld verdienen, sind durch das Verbot gefährdet. Beispiele für solche Neobroker in Deutschland sind Trade Republic und Scalable Capital. Entweder können die Broker nach dem Verbot höhere Gebühren einführen, um die Verluste zu kompensieren oder sie könnten ihr Angebot anderweitig monetarisieren müssen.
Warum wird Payment for Order Flow verboten?
Die Praxis von PFOF ist umstritten. Kritiker argumentieren, dass es zu Interessenkonflikten führen kann, da Broker möglicherweise Orders an diejenigen weiterleiten, die die höchsten Rückvergütungen zahlen, anstatt den besten Ausführungspreis für den Kunden zu suchen. Die EU hat sich daher für ein Verbot entschieden, um die Interessen der Anleger zu schützen.
Welche Rolle spielt die EU beim Verbot des Neobroker Geschäftsmodells?
Die EU-Kommission hat das Verbot von „Payment for Order Flow“ (PFOF) beschlossen. Dieses Verbot, das in einigen europäischen Ländern bereits umgesetzt wurde, soll bis spätestens 2026 auch in Deutschland gelten. Das Hauptziel der EU ist es, potenzielle Interessenkonflikte zu vermeiden und den Anlegerschutz zu stärken. Das hat Konsequenzen für viele Neobroker.