Als Bärenfalle wird eine Situation am Markt bezeichnet, in der Trader von fallenden Kursen ausgehen, dann jedoch ein Kursanstieg eintritt. Die Erwartung bei einer Bärenfalle ist zum Beispiel, dass der Kurs eine Unterstützungslinie nach unten durchbricht oder einen bereits vorhandenen Abwärtstrend fortsetzt. Der Kurs verläuft dann gegenteilig und die Falle schnappt zu. Betroffen sind ausschließlich Trader, die auf sinkende Kurse spekulieren.
Entsprechend werden von den Akteuren Leerverkäufe getätigt oder anderweitig eine Short Position eingegangen. Ursache der Bärenfalle sind zum Beispiel charttechnische Konstellationen, die auf fallende Kurse hindeuten oder erwartete, negative Nachrichten zu einem Unternehmen, die dann jedoch nicht eintreten.
Die Wichtigsten Fakten Zur Bärenfalle im Trading:
- Eine Bärenfalle kennzeichnet sich dadurch, dass ein erwarteter Kursrückgang nicht stattfindet oder schnell in einen Aufwärtstrend übergeht
- Eine Bärenfalle entsteht oft nach einem Aufwärtstrend, wenn Trader fälschlicherweise von einem beginnenden Aufwärtstrend ausgehen
- Erkennen lässt sich eine Bärenfalle auf Grundlage einer technischen Analyse und mit einem guten Verständnis für den Markt
- Durch ein solides Risikomanagement verringern Sie die Gefahren einer Bärenfalle
Wie erkennt man eine Bärenfalle an der Börse?
Um eine Bärenfalle zu erkennen, müssen Sie als Trader zunächst wissen, dass es einen Bärenmarkt und einen Bullenmarkt an der Börse geben kann. Innerhalb eines Bärenmarktes erwarten die Marktteilnehmer sinkende Kurse zum Beispiel bei Aktien, die sich oft bereits in einem Abwärtstrend befinden. Hält der nach unten gerichtete Trend länger an, wird von einer Baisse gesprochen. In einem Bullenmarkt ist es umgekehrt, denn dieser ist durch steigende Kurse gekennzeichnet.
Um nun eine Bärenfalle zu erkennen, sind mehrere Schritte sinnvoll, die der Trader absolviert. Im Überblick sind das:
- Volumen Indikator beobachten
- Fibonacci Level nutzen
- Auf Divergenzsignale achten
Lassen Sie uns auf diese Schritte eingehen, die in Kombination durchaus die Chance erhöhen, dass Sie eine Bärenfalle an der Börse rechtzeitig erkennen.
Volumen Indikator
Ein sehr gutes Tool zum Identifizieren einer Bärenfalle ist ein Volumen Indikator. Dieser zeigt an, wie stark die Bewegungen am Markt sind und damit ebenfalls, welche Stärke die Trader aktuell haben. Häufig ist eine Bärenfalle im Hinblick auf das Volumen dadurch gekennzeichnet, dass es vergleichsweise gering ausfällt. Das liegt daran, dass der Bärenmarkt und somit die entsprechenden Marktakteure nicht genug Stärke haben, um den Kurs tatsächlich zum fallen zu bringen.
→ Ein recht geringes Volumen könnte ein Anzeichen für eine Bärenfalle sein
Fibonacci Level
Ebenfalls ein guter Indikator, um eine mögliche Bärenfalle zu identifizieren, sind die Fibonacci Level. In der Hauptsache handelt es sich dabei um einen Trading Indikator, mittels dessen auch nach unseren Erfahrungen nach sehr gut eine bevorstehende Kursumkehrung zu erkennen ist.
Grundlage für die Anwendung der Fibonacci Level zur Identifikation einer Bärenfalle ist, dass nur dann die Bestätigung einer Trendumkehr stattfindet, sollte der Kurs des Basiswertes eines der Level durchbrechen. Geschieht das nicht, ist das eher ein Zeichen für eine mögliche Bärenfalle.
→ Der Nicht-Durchbruch durch einen Fibonacci Level kann Hinweis auf eine Bärenfalle sein
Divergenzsignale
Ein weiterer Schritt, den Sie zur Identifizierung einer Bärenfalle unternehmen können, ist die Betrachtung sogenannten Divergenzsignale. Dazu zählen unter anderem der RSI sowie der MACD. Eine Divergenz ist dadurch gekennzeichnet, dass der Kurs des Basiswertes in eine andere Richtung als der Indikator verläuft. Stellen Sie nun fest, dass es eine Abweichung zwischen Kurs und Indikator gibt, diese somit in unterschiedliche Richtungen laufen, erhöht das die Gefahr einer Bärenfalle.
→ Existiert zwischen Indikator und Kurs im Hinblick auf die Richtung eine Divergenz (Abweichung), kann das ein Anzeichen für eine Bärenfalle sein
Beispiele für eine Bärenfalle
In der Praxis gibt es eine Reihe von Beispielen, die typisch für eine Bärenfalle sind.
Beispiel 1
Nehmen wir an, dass Sie als Trader 1.000 Telekom Aktien im Depot haben und das Unternehmen eine ad-hoc Mitteilung veröffentlicht, in der bekannt gegeben wird, dass der Vorstandsvorsitzende zurücktritt. Sie und die meisten anderen Trader gehen deshalb davon aus, dass der Kurs nach Wiederaufnahme des Handels deutlich fallen wird. Deshalb veräußern Sie alle 1.000 Aktien aus Ihrem Depot.
Der erwartete Kursrückgang tritt allerdings nicht ein, weil die Telekom AG schnell einen neuen Vorstandsvorsitzenden präsentiert, der als äußerst kompetent und positiv für das Unternehmen wahrgenommen wird. Das führt dazu, dass der Kurs der Telekom Aktien am kommenden Tag sogar ansteigt. In dem Fall wären Sie in eine Bärenfalle getappt.
Beispiel 2
Im Rahmen der Chartanalyse identifizieren Sie bei der Amazon Aktie einen bestehenden Aufwärtstrend, für den zwei Indikatoren ein Signal geben, dass sich dieser umkehren wird und es zu fallenden Kursen kommt. Aus diesem Grund eröffnen Sie eine Short Position für den Basiswert. Die Indikatoren haben allerdings ein Fehlsignal generiert, da keine Trendumkehr stattfindet. Stattdessen handelt es sich lediglich um eine kurze Korrektur, sodass die Kurse der Aktien wieder steigen.
Beispiel 3
Im dritten Beispiel wird aufgrund verschiedener Berichte befürchtet, dass bei einem Unternehmen die Insolvenz droht. Daraufhin geraten viele Trader in Panik und verkaufen ihre Bestände. Andere Marktteilnehmer gehen short, führen somit Leerverkäufe durch.
Kurze Zeit später stellt sich jedoch heraus, dass ein anderes Unternehmen die Firma übernehmen wird, was der Markt sehr positiv aufnimmt. Aus dem Grund kommt es nicht zum prognostizierten Kursrückgang, sondern der Kurs der Aktien steigt an. Auch in diesem Fall sind Sie in eine klassische Bärenfalle getappt.
Risiken von Bärenfallen
Bärenfallen haben Risiken, denn durch sie können dem Trader erhebliche Verluste entstehen. Je nachdem, welches Finanzinstrument genutzt wird, sind sogar Totalverluste möglich. Besonders hoch ist das Risiko, wenn Sie sich für eine Spekulation auf fallende Kurse in Form von Leerverkäufen entscheiden und die Bärenfalle zuschnappt.
In diesem Fall verkaufen Sie zum Beispiel Aktien leer zu einem eventuell erheblich niedrigeren Kurs, als Sie anschließend zahlen müssen, um sich wieder mit den Wertpapieren einzudecken. Sie gehen somit bei einer Bärenfalle das Risiko ein, unter Zeitdruck zu geraten und vor allem höhere Verluste zu erleiden. Um das zu verhindern, hilft unter anderem eine Stop-Loss Order.
So kann man Bärenfallen traden
Bärenfallen sind meistens negativ, weil sie bei vielen Tradern zu nicht einkalkulierten Verlusten führen können. Auf der anderen Seite gibt es ebenfalls die Möglichkeit, eine Bärenfalle aktiv und bewusst zu traden. Eine Handelsstrategie, mit der Sie Bärenfallen traden können, möchten wir Ihnen im Folgenden vorstellen.
Die Strategie besteht aus vier Schritten. Zunächst ist es wichtig, dass Sie die am Markt vorhandene Bärenfalle identifizieren. Bevor Sie aktiv werden, warten Sie zunächst auf entsprechende Anzeichen für eine vermutliche Falle. Sind diese Zeichen erkannt, warten Sie jedoch erneut, dieses Mal auf das Auftreten einer bullischen Kerze.
Der nächste Schritt besteht darin, dass Sie in dem Moment, indem sich der entsprechende Candlestick ausbildet, eine Buy Stop Limit Order an den Markt geben. Die entsprechende Einstiegsmarke sollte einige Punkte oberhalb des Hochs sein, welches die bullische Kerze zeigt.
Zudem legen Sie das Stop-Loss Niveau fest, welches zum Beispiel einige Pips unterhalb der Kerze der Bärenfalle liegt. Nun geht es noch um die Berechnung des Take Profit. Hier bietet es sich an, das vorherige Niveau des Widerstandes zu identifizieren, um an diesem Punkt entsprechend die Take Profit Marke festzulegen. Sollte sich nun die Bärenfalle ausbilden, der Kurs des Basiswertes also steigen, hätten Sie die Handelsstrategie erfolgreich umgesetzt.
Was tun wenn man eine Bärenfalle erkennt?
Wenn Sie eine Bärenfalle mit größerer Wahrscheinlichkeit erkannt haben, sollte die nächste Aktion darin bestehen, den entsprechenden Basiswert zu kaufen. Dies klingt sehr einfach, setzt allerdings voraus, dass Sie vergleichsweise sicher sind, dass es sich tatsächlich um eine Bärenfalle handelt. Um das zu manifestieren, befolgen Sie diese Schritte:
- Kurs überschreitet bisherige Unterstützung → Long Position planen
- Weiteren Test der Unterstützung abwarten → Test ohne Ausbruch absolviert → Anzeichen für einen Aufwärtstrend/steigende Kurse
- Indikatoren nutzen, wie zum Beispiel den MACD, der in dem Fall keine Umkehr des Kurses signalisiert
- Take Profit und Stop Loss nutzen
Fazit zur Bärenfalle
Da vor allem Leerverkäufe mit einem erhöhten Risiko verbunden sind, ist es für bärisch ausgerichtete Trader besonders wichtig, eine Bärenfalle zu verhindern bzw. zu erkennen. Diese tritt oft in einem Bärenmarkt auf und es gibt augenscheinlich Anzeichen für fallende Kurse, die sich jedoch nicht bestätigen. Unseren Erfahrungen nach tritt eine Bärenfalle durchaus häufiger an den Märkten auf, zumal sie in den Anfängen häufiger mit einer Trendwende verwechselt werden kann.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Sie eine Bärenfalle erkennen und verhindern, dass Sie hinein tappen. Auf der anderen Seite nutzen manche Trader eine identifizierte Bärenfalle, um daraus Profit zu schlagen und erfolgreich zu handeln.
FAQs zur Bärenfalle
Wie halte ich eine Bärenfalle auf?
Grundsätzlich ist es nicht möglich, eine eingetretene Bärenfalle aufzuhalten. Allerdings besteht für Trader durch verschiedene Maßnahmen die Option, das Auftreten der Falle zu prognostizieren oder diese für sich zu nutzen.
Wie erkenne ich als Trader eine Bärenfalle?
Das Auftreten einer Bärenfalle lässt sich unter anderem daran erkennen, dass es nicht vorhergesehene Preisrückgänge gibt, denen ebenfalls unerwartete Umkehrungen folgen, die häufiger ein höheres Handelsvolumen haben.
Was sind die Ursachen einer Bärenfalle?
Es gibt mehrere Ursachen, die für eine Bärenfalle verantwortlich sind. Dazu zählen unter anderem falsche oder zumindest irreführende News, schnelle Änderungen der Marktstimmung oder manchmal auch Manipulationen am Markt.
Was ist der Unterschied zwischen einer Bärenfalle und einer Bullenfalle?
Bären- und Bullenfalle unterscheiden sich dadurch, dass sie sich konträr zueinander verhalten. Während die Bärenfalle eine nur augenscheinlich vorhandene Abwärtsbewegung ist, steigen die Kurse bei einer Bullenfalle kurzfristig, um anschließend (wieder) zu sinken.
Wie lange hält eine Bärenfalle an?
Es gibt keine bestimmte Dauer, die eine Bärenfalle in der Praxis anhält. Typisch ist allerdings, dass sich der vorherige Abwärtstrend relativ schnell umkehrt, sodass sich die Bärenfalle ausbildet.
Wo kann eine Bärenfalle auftreten?
Grundsätzlich besteht an jedem Markt und zu jedem Zeitpunkt die Gefahr, dass eine Bärenfalle auftreten könnte. Somit zeigen sich Bärenfallen beispielsweise beim Traden von Aktien, CFDs, Rohstoffen oder Devisen.
Mit welcher Strategie lassen sich Bärenfallen vermeiden?
Um es zu vermeiden, in eine Bärenfalle zu tappen, nehmen Sie auf jeden Fall das Hilfsmittel der technischen Analyse in Anspruch. Zudem bietet es sich an, stets eine Stop-Loss Order zu erteilen und nicht vorschnell auf kurzfristige Kursbewegungen am Markt zu reagieren bzw. überzureagieren.
Weiterführende Links und Artikel: