Voneinander lernen – das sollte das Leitprinzip für alle Trader sein, denn wie so oft, können unterschiedliche Erfahrungen und Herangehensweisen in Ihrer Kombination zu einem positiven Output führen, den man alleine vielleicht nie so gut hinbekommen hätte. Lernen kann aber in diesem Zusammenhang nicht nur Teamwork bedeuten, sondern ebenso etwas mit Inspiration zu tun haben.
Einer dieser inspirativen Investoren soll hier und jetzt im Rampenlicht stehen. Dabei handelt es sich um keinen Geringeren als den renommierten Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham (geb. 9. Mai 1894, London; gest. 21. September 1976, Frankreich), welcher als Gründervater der Wertpapieranalyse gilt.
Wer ist Benjamin Graham?
👼Geboren: | 9. Mai 1894 in London |
💼Beruf: | Ökonom, Wirtschaftswissenschaftler |
🥇Erfolge: | Gilt als geistiger Vater der Fundamentalanalyse |
🎯Strategie: | Fundamentalanalyse, Value Investing |
💰Geschätztes Vermögen | 3 Millionen USD |
✋Kritik an Benjamin Graham: | Keine grössere Kritik bekannt |
✍️Bekannteste Bücher: | The Intelligent Investor, Security Analysis, Storage & Stability, The Interpretation of Financial Statements |
Benjamin Graham ist einer der wichtigsten Begründer des Value Investments, einer eher wenig glamourösen Investmentmethode, welche sich allerdings als erfolgreich erwies. Dabei werden überwiegend nur Aktien ausgewählt, bei denen man glaubt, dass diese an sich mehr Wert haben, als das, was an der Börse für sie gezahlt wird. Dazu aber gleich noch mehr.
Schauen wir uns kurz an, wie die Erfolgsgeschichte des Ökonomen ihren Lauf nahm.
Weitere erfolgreiche Trader und Investoren
Kindheit und Studium
Vorerst wuchs Graham in einer wohlhabenden Familie im England des späten 19. Jahrhunderts auf, doch nachdem sein Vater verstorben war, seine Mutter all ihr Vermögen an der Börse investierte und es 1907 zur Panik kam, wandte sich das Blatt rapide. Fortan musste jeder Penny zweimal umgedreht werden, was den jungen Graham aber entscheidend für sein späteres Leben prägen sollte.
Viele Jahre später begann er sein Studium an der Columbia University in New York aufzunehmen, welches er im Alter von 20 Jahren abschloss. Dort hielt er ebenso Vorlesungen zum Thema Investieren, in denen auch Einflüsse aus seinem selbst verfassten Buch “The Intelligent Investor” zu finden waren.
Arbeit bei Newburger, Henderson and Loeb
Nach seinem Studienabschluss verschlug es ihn auf die Wall Street, wo er anfing, für Newburger, Henderson und Loeb zu arbeiten. Dort schaffte er es, sich von einem einfachen Schreiber von Kursen zum Händler hochzuarbeiten, was ihm angeblich einen fünfstelligen Gewinn einbrachte. 1926 machte er sich mit seinem Partner Newman selbstständig.
Diese Kooperation ging lange gut, doch 1929 kam das böse Erwachen. Aufgrund des Börsencrashs verloren beide all ihr Geld, was sie später dazu veranlasste, 5 Jahre am Stück zu arbeiten, um es wieder zu erwirtschaften. Insgesamt erholten sie sich dafür schneller als der Markt, welcher rund 25 Jahre für die Erholung benötigte.
Aktie als Wert-Indikator eines Unternehmens
Grundlegend betrachtete Benjamin Graham eine Aktie nie bloß als ein einfaches Stück Papier, vielmehr sah er in ihr den Wert eines gesamten Unternehmens, auf den gezielt geschaut werden muss, um am Ende eine zufriedenstellende Rendite zu erwirtschaften.
Die Börse hingegen empfand er als äußerst ineffizient, jedenfalls nach kurzfristiger Betrachtung. Langfristig müsse man sich in Geduld üben, denn irgendwann werde der Wert einer Aktie im Kurs ersichtlich und sich als förderlich für den Anleger erweisen.
Trotz alledem war es das Um und Auf von Benjamin, immer die Lage des Unternehmens genauestens zu überprüfen. Laut Graham sollte der Wert einer Aktie nicht noch weiter fallen, wenn er bereits unter dem Wert des Unternehmens liegt oder das Unternehmen finanz- und produktionstechnisch hinterherhinkt.
Vermögen von Benjamin Graham
Ging die Methode des Briten auf? Eines ist sicher, er konnte mit seiner Art, Aktienhandel zu betreiben, viele prägen. Jahrelang baute er auf eine sehr schlichte, aber dafür intensive Strategie des Aktienhandels.
Benjamin Grahams Vermögen
Vielen war Graham als sehr großzügiger Mann bekannt, welcher auch gerne mal den ein oder anderen Betrag spendete. Für sich wollte er nicht unbedingt das große Vermögen aufbauen, vielmehr sah er den Kapitalmarkt als ein komplexes System aus verschiedenen Prozessen und Strukturen, die er in sich zerlegen und genauer erforschen wollte. Am Ende soll sich sein Reinvermögen auf 3 Millionen USD belaufen haben.
Trading und Investment Strategien
Nun wollen wir uns genauer anschauen, was es mit dem Erfolgsrezept Grahams auf sich hat. Von Beginn an wichtig anzumerken: Ihm selbst ging es nie darum, großen Reichtum zu haben. Er war ein Forscher durch und durch, der lieber eifrig seinen Wissensdurst stillen wollte, als permanent sein Bankkonto zu füllen.
Welche Bedeutung er einer Aktie zukommen ließ, haben wir bereits geklärt. Dies erschließt sich auch als wichtiges Fundament für die nähere Betrachtung seiner Vorgehensweise, welche überwiegend die Leistung jenes Unternehmens, von dem man die Aktie kaufte, in den Vordergrund rückte. Wie misst man jetzt allerdings diese Leistung?
Auswahlkriterien zur Bestimmung einer Unternehmensleistung
Nach folgenden Bestimmungen soll sich der Wert einer Aktie laut dem Ökonomen bestimmen lassen:
- Liquidität 3. Grades: 2 oder darüber
- Langfristige Verbindlichkeiten: Höher als Umlaufvermögen
- Kurs Gewinn Verhältnis der letzten drei Jahre: 15 und niedriger
- Kurs Buchwert Verhältnis * Kurs Gewinn Verhältnis: 22 und höher
- Durchschnittlicher Gewinn pro Aktie der letzten drei Jahre: 1,3 Mal den durchschnittlichen 10-Jahresgewinn pro Aktie und höher
- Zwei Jahrzehnte kontinuierliche Auszahlung von Dividenden.
Das letzte Kriterium tritt aber nur selten in Kombination mit allen anderen auf, weshalb es normalerweise nicht unbedingt bei der Strategie berücksichtigt wird.
Ist Grahams Strategie heutzutage überhaupt noch anwendbar?
Seine Methode mag zwar wirklich als relativ konservativ erscheinen, dennoch kann sie heute noch als ziemlich relevant betrachtet werden. Immer noch basieren Aktien auf der Leistung eines Unternehmens. Immer noch gilt es, den Kurs einer Aktie langfristig zu beobachten, um daraus einen gewissen Vorteil erzielen zu können.
Das Gewinn-und-Verlust-Risiko bestand damals wie heute. Nur, dass mit Krisen damals etwas anders umgegangen wurde als heutzutage. Fakt ist, die Methode Grahams kann durchaus noch angewandt werden.
Das wichtigste, was man aus Grahams Lehren mitnehmen kann, ist es, wahrhaftig Geduld zu bewahren und dabei genau zu analysieren. Untersuchen Sie alle wichtigen Details, informieren Sie sich über die Bilanzen des jeweiligen Unternehmens und schauen Sie auf die Kursentwicklung der Aktie.
Stets aber mit Bedacht dabei handeln und nicht unbedingt allzu große Summen hineinstürzen. Der Markt, sowie die einzelnen Aktien, können sich ja ebenso in eine degressive Richtung bewegen.
Biografien und Bücher
Sollten Sie mehr Informationen über Benjamin Graham und dessen Werdegang in Erfahrung bringen wollen, empfiehlt es sich folgende Bücher zu lesen:
- The Intelligent Investor: Hier wird die Strategie des Ökonomen nochmal deutlich definiert.
- Security Analysis: Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, zu erfahren, wie man Aktien analysiert.
- Storage and Stability: In diesem Werk werden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Missstände der großen Depression 1937 geschildert.
- The Interpretation of Financial Statements: Auch hier geht es wieder um das Investieren in Aktien und deren Interpretation.
All die oben genannten Bücher wurden von Benjamin Graham selbst verfasst, als er als Lehrer an der Columbia University oder als Dozent tätig war. Als ebenso empfehlenswert gilt es, die Bücher anderer Autoren zu lesen, welche die Grundprinzipien des Wissens Grahams verständlich und höchst interessant in ihren Werken verschriftlicht haben:
- The Einstein of Money: The life and financial wisdom of Benjamin Graham (Joe Carlen): Hier werden nicht nur das Wissen und die Konzepte Grahams näher beleuchtet, sondern auch seine vielseitige Persönlichkeit.
- Benjamin Graham on Value Investing: Lessons from the Dean of Wall Street (Janet Lowe): Dieses Buch soll als Richtlinie dienen innerhalb der Philosophien und Ideen Grahams hinsichtlich des Aktienhandels.
- The Essays of Warren Buffet: Lessons for Investors and Managers (Lawrence A. Cunnigham): Warren Buffetts, einstiger Schüler Grahams, Essays können in dieser Sammlung eingesehen werden. Aufgrund einer übergreifenden Zusammenarbeit zwischen den beiden lassen sich hier auch Einflüsse und Grundsätze Grahams Theorie wiederfinden.
Bekannte Zitate von Benjamin Graham
Benjamin Graham war nicht nur Investor sonder auch Forscher und kann daher auch interessante Einblicke liefern. Aufgrund seiner Biographie hielt Benjamin Graham den Vermögenserhalt als die wichtigste Fähigkeit für alle Anleger.
Man hat weder Recht noch Unrecht weil andere der selben Meinung sind. Man hat Recht weil die Fakten stimmen und die Überlegungen folgerichtig sind.
lynxbroker.ch
Der intelligente Investor ist ein Realist, der an Optimisten verkauft und von Pessimisten kauft.
wiseowlquotes.com
Was kann man von Benjamin Graham lernen?
Hierbei fällt einem sicher einiges ein, bildete sich doch jetzt ein breites Bild über die Errungenschaften dieses Mannes. Als sehr wichtig erweist sich laut ihm im Trading die Arbeit im Team. Doch was genau hat das jetzt mit der Analyse von Unternehmensleistungen und dem Wert einer Aktie zu tun?
Im Grunde genommen herrscht die ganze Zeit Teamarbeit beim Aktienhandel. Dieses Team besteht aus als uns selbst, dem Investor, und dem Unternehmenswert, also quasi der Aktie, die uns letztendlich zu einer hohen Rendite verhelfen kann. Benjamin Graham lehrt uns, eins mit der Aktie zu werden, sie auf Herz und Nieren zu prüfen: Als Gegenleistung können wir dann Gewinne abschöpfen.
Als dritter im Team ist dann noch die Wirtschaft an sich, welche gerne das macht, was sie will und nicht immer zugunsten eines Unternehmens oder eines Investors entscheidet. So gilt es, sie zu beobachten und zu analysieren, Graham lehrt uns, nichts unbeachtet zu lassen und stets wachsam zu bleiben.
FAQ – Meist gestellte Fragen zu Benjamin Graham:
Kann man Grahams Theorie auch auf den Handel mit Kryptowährungen übertragen?
Grundsätzlich gilt es auch hier, Geduld zu haben und alles genauestens zu analysieren. Ein Vergleich zum Aktien- und Kryptohandel kann nur schwer hergestellt werden, da der Markt an Kryptowährungen viel stärkeren Kursschwankungen unterliegt.
Ist es wichtig, eher Aktien von finanziell starken Unternehmen zu kaufen?
Laut Graham ist dies nicht nur wichtig, sondern essenziell, um sein Handelsrisiko zu minimieren. Bei Finanzkrisen können solche Unternehmen sich beispielsweise schneller erholen und erreichen schneller wieder Höchststände. Achten Sie dabei unbedingt auf die Liquidität von Unternehmen!
Sind die Lehren Grahams heute noch anwendbar?
Die Lehren Grahams sind heute weiterhin anwendbar: Der Aktienmarkt hat zwar enorm an Geschwindigkeit dazugewonnen und viele Dinge laufen heute anders als zurzeit Grahams, dennoch sind die Grundprinzipien immer noch dieselben.