Benjamin Graham (geboren 09.05.1894, gestorben 21.09.1976) war ein US-amerikanischer Investor, Ökonom, Professor an der Columbia University und gilt bis heute als Gründungsvater des Value Investings. Grahams bekanntestes Werk „The Intelligent Investor“ beeinflusste Generationen von Anlegern, darunter auch Warren Buffett, sein berühmtester Schüler. Zum Todeszeitpunkt 1976 wurde Grahams Vermögen auf 50 Millionen US-Dollar geschätzt.
Geboren: | 9. Mai 1894 in London |
Gestorben | 21. September 1976 in Frankreich |
Beruf: | Ökonom, Wirtschaftswissenschaftler |
Erfolge: | Gilt als geistiger Vater der Fundamentalanalyse |
Strategie: | Fundamentalanalyse, Value Investing |
Geschätztes Vermögen | 50 Millionen USD |
Kritik an Benjamin Graham: | Keine Kritik bekannt |
Bekannteste Bücher: | The Intelligent Investor, Security Analysis, Storage & Stability, The Interpretation of Financial Statements |
Was ist der Werdegang von Benjamin Graham?
Benjamin Graham ist einer der wichtigsten Begründer des Value Investments, einer eher wenig glamourösen Investmentmethode, welche sich allerdings als erfolgreich erwies. Schauen wir uns kurz die Erfolgsgeschichte von Benjaming Graham an:
Kindheit und Studium
Vorerst wuchs Graham in einer wohlhabenden Familie im England des späten 19. Jahrhunderts auf, doch nachdem sein Vater verstorben war, seine Mutter all ihr Vermögen an der Börse investierte und es 1907 zur Panik kam, wandte sich das Blatt rapide. Fortan musste jeder Penny zweimal umgedreht werden, was den jungen Graham aber entscheidend für sein späteres Leben prägen sollte.
Viele Jahre später begann Benjamin Graham sein Studium an der Columbia University in New York aufzunehmen, welches er im Alter von 20 Jahren abschloss. Dort hielt Graham ebenso Vorlesungen zum Thema Investieren, in denen auch Einflüsse aus seinem selbst verfassten Buch “The Intelligent Investor” zu finden waren.
Arbeit bei Newburger, Henderson and Loeb
Nach seinem Studienabschluss verschlug es Benjamin Graham auf die Wall Street, wo er anfing, für Newburger, Henderson und Loeb zu arbeiten. Dort schaffte Graham es, sich von einem einfachen Schreiber von Kursen zum Händler hochzuarbeiten, was ihm angeblich einen fünfstelligen Gewinn einbrachte. 1926 machte sich Graham mit seinem Partner Newman selbstständig.
Diese Kooperation ging lange gut, doch 1929 kam das böse Erwachen. Aufgrund des Börsencrashs verloren beide all ihr Geld, konnten im Fortlauf der Zeit aber wieder ein solides Vermögen aufbauen.
Wie hoch war das Vermögen von Benjamin Graham?
Schätzungen gehen davon aus, dass Benjamin Grahams Vermögen im Jahre seines Todes (1976) rund 50 Millionen US-Dollar betruf. Vielen war Graham als sehr großzügiger Mann bekannt, welcher auch gerne mal den ein oder anderen Betrag spendete. Für sich wollte er nicht unbedingt das große Vermögen aufbauen, vielmehr sah er den Kapitalmarkt als ein komplexes System aus verschiedenen Prozessen und Strukturen, die er in sich zerlegen und genauer erforschen wollte.
Wie wurde Benjamin Graham reich?
Benjamin Graham wurde reich, indem er konsequent unterbewertete Aktien kaufte, die weit unter ihrem inneren Wert lagen. Mit der Graham-Newman Corporation suchte Graham systematisch nach Unternehmen deren Marktpreis unter dem buchhalterischen Substanzwert lag. Besonders erfolgreich war Graham mit sogenannten Net-Net-Investments, also Firmen, deren liquides Vermögen höher war als ihr Börsenwert.
Was war Benjamin Grahams Trading Strategie?
Benjamin Grahams Trading- bzw. Investmentstrategie war das Fundament des modernen Value Investing. Grundlegend betrachtete Benjamin Graham eine Aktie nie bloß als ein einfaches Stück Papier, vielmehr sah er in ihr den Wert eines gesamten Unternehmens, auf den gezielt geschaut werden muss, um am Ende eine zufriedenstellende Rendite zu erwirtschaften.
Das sind Kernprinzipien von Benjamin Grahams Trading Strategie:
- Margin of Safety (Sicherheitsmarge): Graham kauft eine Aktie nur, wenn der Marktpreis deutlich unter dem berechneten inneren Wert liegt, um Verluste bei Fehleinschätzungen abzufedern.
- Innerer Wert statt Marktpreis: Graham unterschied klar zwischen dem aktuellen Börsenkurs und dem tatsächlichen wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens („intrinsic value“), basierend auf Fundamentaldaten.
- Emotionale Disziplin: Graham warnte vor irrationalem Verhalten und betonte, dass erfolgreiche Anleger „mehr Temperament als Intelligenz“ brauchen.
- Diversifikation: Graham setzte auf ein breit gestreutes Portfolio von unterbewerteten Aktien, um Risiken zu minimieren und einzelne Fehlentscheidungen zu kompensieren.
- Net-Net-Strategie: Graham analysierte Unternehmen, deren liquide Mittel den Börsenwert überstiegen.
Die Börse hingegen empfand Graham als äußerst ineffizient, jedenfalls nach kurzfristiger Betrachtung. Langfristig müsse man sich in Geduld üben, denn irgendwann werde der Wert einer Aktie im Kurs ersichtlich und sich als förderlich für den Anleger erweisen.
Was ist die Graham Methode und wie funktioniert diese?
Graham analysierte Unternehmen anhand fundamentaler Kennzahlen wie Gewinn pro Aktie (EPS), Buchwert pro Aktie (BV), Eigenkapitalrendite (ROE) und Schuldenquote. Ziel war es, den tatsächlichen wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens zu berechnen, unabhängig vom aktuellen Börsenkurs.
Die Funktionsweise der Graham Methode zeigt sich in der Formel:
Fair Value = Gewinn je Aktie x (8,5 +2 x erwartetes Gewinnwachstum in %)
So findet man unterbewertete Aktien mit Sicherheitsmarge.
Was sind Auswahlkriterien zur Bestimmung einer Unternehmensleistung?
Nach folgenden Bestimmungen soll sich der Wert einer Aktie laut dem Ökonomen Benjamin Graham bestimmen lassen:
Liquidität 3. Grades | 2 oder darüber |
Langfristige Verbindlichkeiten | Höher als Umlaufvermögen |
Kurs Gewinn Verhältnis der letzten drei Jahre | 15 und niedriger |
Kurs Buchwert Verhältnis * Kurs Gewinn Verhältnis | 22 und höher |
Durchschnittlicher Gewinn pro Aktie der letzten drei Jahre | 1,3 Mal den durchschnittlichen 10-Jahresgewinn pro Aktie und höher |
Dividenden | Zwei Jahrzehnte kontinuierliche Auszahlung von Dividenden |
Das letzte Kriterium tritt aber nur selten in Kombination mit allen anderen auf, weshalb es normalerweise nicht unbedingt bei der Strategie berücksichtigt wird.
Was ist der Benjamin Graham Aktienscreener?
Benjamin Graham Aktienscreener ist ein Tool, das Aktien anhand der klassischen Value-Investing-Kriterien filtert, wie sie Graham in „The Intelligent Investor“ und „Security Analysis“ beschrieben hat. Das sind Filterkriterien:
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) < 15: Aktie darf nicht überbewertet sein.
- Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) < 1,5: Marktpreis soll unter oder nahe dem Buchwert liegen.
- KGV × KBV < 22: Kombinierte Bewertungsregel von Graham (bekannt als Graham-Formel).
- Schuldenquote < 50: Unternehmen sollte solide finanziert sein.
- Stabile Gewinne über die letzten 5–10 Jahre: Keine oder nur geringe Verluste in der Vergangenheit.
- Dividendenrendite > 2 %: Unternehmen zahlt regelmäßig Dividenden.
- Umsatzwachstum > 30 % in 10 Jahren: Zeigt langfristige Geschäftsentwicklung.
Ist Grahams Strategie heutzutage überhaupt noch anwendbar?
Benjamin Grahams Methode mag zwar wirklich als relativ konservativ erscheinen, dennoch kann sie heute noch als ziemlich relevant betrachtet werden. Immer noch basieren Aktien auf der Leistung eines Unternehmens. Immer noch gilt es, den Kurs einer Aktie langfristig zu beobachten, um daraus einen gewissen Vorteil erzielen zu können.
Das Gewinn-und-Verlust-Risiko bestand damals wie heute. Nur, dass mit Krisen damals etwas anders umgegangen wurde als heutzutage. Fakt ist, die Methode Grahams kann durchaus noch angewandt werden.
Das wichtigste, was man aus Grahams Lehren mitnehmen kann, ist es, wahrhaftig Geduld zu bewahren und dabei genau zu analysieren. Untersuchen Sie alle wichtigen Details, informieren Sie sich über die Bilanzen des jeweiligen Unternehmens und schauen Sie auf die Kursentwicklung der Aktie.
Welchen Markteinfluss hatte Benjamin Graham?
Benjamin Graham revolutionierte das Anlegen an der Börse, indem er mit seiner Value-Investing-Philosophie einen systematischen, rationalen und risikoarmen Ansatz definierte. Grahams Markteinfluss zeigt sich weniger in kurzfristigen Marktreaktionen. Grahams konservativer Investmentansatz wurde zum Fundament moderner Fundamentalanalyse und Portfoliotheorie. Viele institutionelle Investoren, Analysten und Fondsmanager arbeiten heute nach Prinzipien, die auf Graham zurückgehen.
Wie sah Benjamin Grahams Portfolio aus?
Benjamin Grahams Portfolio bestand überwiegend aus konservativen, unterbewerteten Aktien mit hoher Sicherheitsmarge, zum Beispiel GEICO (Government Employees Insurance Company). Bekannt ist zudem, dass Graham insbesondere in der Nachkriegszeit auf Industriewerte und weitere Versicherungen setzte.
Auch wenn nur wenige direkte Positionen aus Grahams Portfolio bekannt sind, lassen sich Charakteristiken festhalten:
- Kleinkapitalisierte, übersehene Unternehmen: Firmen, die kaum im Fokus der Öffentlichkeit standen, aber stabile Bilanzen aufwiesen.
- Aktien mit niedrigem KGV und KBV: Graham bevorzugte Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis unter 15 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis unter 1,5.
- Breite Diversifikation: Um das Risiko einzelner Positionen zu minimieren, setzte Graham auf ein breit gestreutes Portfolio mit vielen kleineren Positionen.
- Langfristige Haltedauer: Graham hielt Positionen oft über Jahre, bis sich der Marktpreis dem inneren Wert annäherte.
Welche Biografien und Bücher gibt es zu Benjamin Graham?
Selbst verfasste Bücher von Benjamin Graham im Überblick:
Buchtitel | Erscheinungsjahr | Preisrange |
---|---|---|
The Intelligent Investor Third Edition: The Definitive Book on Value Investing | Neuauflage 2024 | ca. 24,05 – 26,99 € |
Security Analysis, Seventh Edition: Principles and Techniques | 2023 | ca. 46,19 – 65,99 € |
Storage and Stability: The Original 1937 Edition: A Modern Ever-normal Granary | 1998 | ca. 24,99 € |
Wie man Unternehmenszahlen liest: Unschätzbare Weisheiten vom Gründervater des Value-Investings | Neuauflage 2020 | ca. 17,99 – 19,90 € |
All die oben genannten Bücher wurden von Benjamin Graham selbst verfasst, als er als Lehrer an der Columbia University oder als Dozent tätig war. Als ebenso empfehlenswert gilt es, die Bücher anderer Autoren zu lesen, welche die Grundprinzipien des Wissens Grahams verständlich und höchst interessant in ihren Werken verschriftlicht haben:
- The Einstein of Money: The life and financial wisdom of Benjamin Graham (Joe Carlen): Hier werden nicht nur das Wissen und die Konzepte Grahams näher beleuchtet, sondern auch seine vielseitige Persönlichkeit.
- Benjamin Graham on Value Investing: Lessons from the Dean of Wall Street (Janet Lowe): Dieses Buch soll als Richtlinie dienen innerhalb der Philosophien und Ideen Grahams hinsichtlich des Aktienhandels.
- The Essays of Warren Buffett: Lessons for Investors and Managers (Lawrence A. Cunnigham): Warren Buffetts, einstiger Schüler Grahams, Essays können in dieser Sammlung eingesehen werden. Aufgrund einer übergreifenden Zusammenarbeit zwischen den beiden lassen sich hier auch Einflüsse und Grundsätze Grahams Theorie wiederfinden.
Was sind bekannte Zitate von Benjamin Graham?
Benjamin Graham war nicht nur Investor sonder auch Forscher und kann daher auch interessante Einblicke liefern. Aufgrund seiner Biographie hielt Benjamin Graham den Vermögenserhalt als die wichtigste Fähigkeit für alle Anleger.
Man hat weder Recht noch Unrecht weil andere der selben Meinung sind. Man hat Recht weil die Fakten stimmen und die Überlegungen folgerichtig sind.
lynxbroker.ch
Der intelligente Investor ist ein Realist, der an Optimisten verkauft und von Pessimisten kauft.
wiseowlquotes.com
Was kann man von Benjamin Graham lernen?
Von Benjamin Graham können Trader neben der Auswahl von Aktien die Relevanz von Arbeit im Team lernen. Im Grunde genommen herrscht die ganze Zeit Teamarbeit beim Aktienhandel. Dieses Team besteht aus als uns selbst, dem Investor, und dem Unternehmenswert, also quasi der Aktie, die uns letztendlich zu einer hohen Rendite verhelfen kann. Benjamin Graham lehrt uns, eins mit der Aktie zu werden, sie auf Herz und Nieren zu prüfen: Als Gegenleistung können wir dann Gewinne abschöpfen.
Als dritter im Team ist dann noch die Wirtschaft an sich, welche gerne das macht, was sie will und nicht immer zugunsten eines Unternehmens oder eines Investors entscheidet. So gilt es, sie zu beobachten und zu analysieren, Graham lehrt uns, nichts unbeachtet zu lassen und stets wachsam zu bleiben.
Weitere erfolgreiche Trader und Investoren
FAQ – Meist gestellte Fragen zu Benjamin Graham:
Kann man Grahams Theorie auch auf den Handel mit Kryptowährungen übertragen?
Ein Vergleich zum Aktien- und Kryptohandel kann nur schwer hergestellt werden, da der Markt an Kryptowährungen viel stärkeren Kursschwankungen unterliegt.
Ist es wichtig, eher Aktien von finanziell starken Unternehmen zu kaufen?
Laut Graham ist dies nicht nur wichtig, sondern essenziell, um sein Handelsrisiko zu minimieren. Bei Finanzkrisen können solche Unternehmen sich beispielsweise schneller erholen und erreichen schneller wieder Höchststände.
Sind die Lehren Grahams heute noch anwendbar?
Die Lehren Grahams sind heute weiterhin anwendbar: Der Aktienmarkt hat zwar enorm an Geschwindigkeit dazugewonnen und viele Dinge laufen heute anders als zurzeit Grahams, dennoch sind die Grundprinzipien immer noch dieselben.