Ein Bullenmarkt, auch als Hausse bekannt, ist eine Phase an der Börse, in der die Kurse über einen längeren Zeitraum hinweg stetig steigen. Es gibt zwar keine eindeutige Definition für einen Bullenmarkt, allerdings gilt allgemein eine positive Kursentwicklung von mindestens 20 Prozent über einen Zeitraum von zwei Monaten als Kennzeichen für Bullenmärkte. Diese Marktphase ist durch großen Optimismus und Zuversicht gekennzeichnet, wobei positive Nachrichten die Märkte vorantreiben und negative Nachrichten in den Hintergrund treten.
Der Begriff „Bullenmarkt“ leitet sich davon ab, wie ein Bulle angreift: Mit seinen Hörnern von unten nach oben, was daher symbolisch für die aufwärts gerichteten Kursbewegungen steht. In einem Bullenmarkt ist die Nachfrage nach Aktien also hoch, da Investoren optimistisch sind und weitere Kursanstiege erwarten. Das Gegenteil eines Bullenmarktes ist der Bärenmarkt, in dem die Kurse rückläufig sind.
Merkmale eines Bullenmarktes
Ein Bullenmarkt ist durch mehrere charakteristische Merkmale gekennzeichnet:
- Steigende Kurse: Ein Hauptmerkmal eines Bullenmarktes ist ein anhaltender Aufwärtstrend der Kurse. Eine allgemein akzeptierte Faustregel ist ein Kursanstieg von mindestens 20 Prozent über einen Zeitraum von zwei Monaten.
- Geringe Volatilität: Bullenmärkte sind durch geringere Volatilität gekennzeichnet.
- Hohe Handelsvolumina: Während eines Bullenmarktes steigt das Handelsvolumen an, da immer mehr Anleger in den Markt einsteigen wollen.
- Positive Wirtschaftsdaten: Ein Bullenmarkt geht fast immer mit positiven Wirtschaftsdaten einher, wie einem hohen BIP-Wachstum, einer niedrigen Arbeitslosenquote oder einem Anstieg der Unternehmensgewinne.
- Optimismus und Zuversicht: In einem Bullenmarkt sind die Anleger optimistisch und haben Vertrauen in die Zukunft des Marktes und der Wirtschaft.
- Aufgebauschte Ertragserwartungen: Ein Bullenmarkt kann sich aufgrund überzogener Erwartungen zu einer Spekulationsblase entwickeln.
Was ist eine Bullenmarktrally?
Eine Bullenmarktrallye bezeichnet einen deutlichen Kursanstieg während eines allgemeinen Abwärtstrends, der gemeinhin als Bärenmarkt bezeichnet wird. Dabei müssen Anleger beachten, dass steigende Kurse nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich die Märkte erholt haben und wieder „bullish“ werden. Vielmehr ist diese Art von Erholung in der Regel nur vorübergehend und wird von weiteren Kursrückgängen gefolgt. Daher ist Vorsicht geboten, da eine Bullenmarktrallye zur „Bullenfalle“ werden kann.
Eine bedeutende Bullenmarktrally war die Markterholung nach dem durch die COVID‑19‑Pandemie ausgelösten Markteinbruch im März 2020. Die Aktienmärkte, insbesondere in den Vereinigten Staaten, erfuhren eine bedeutende Aufwärtsbewegung.
Die Rally wurde unter anderem durch umfangreiche fiskalische Anreize und eine lockere Geldpolitik der US-Notenbank (Federal Reserve) sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) stimuliert. Ferner unterstützten der Fortschritt im Bereich der COVID-19-Impfstoffe die Erholung der Wirtschaft.
Historisch bedeutende Bullenmärkte
Bullenmärkte sind ein wesentlicher Teil der Börsengeschichte. Bedeutende Bullenmärkte in der Vergangenheit waren:
- Roaring Twenties (1920er-Jahre): Der Bullenmarkt in den 1920er-Jahren war einer der längsten und stärksten in der Geschichte. Er begann nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dauerte bis zum Börsencrash von 1929.
- Nachkriegsboom (1947–1961): Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die US-Wirtschaft einen enormen Aufschwung. Die Aktienmärkte folgten diesem Trend und erlebten einen der längsten Bullenmärkte.
- 1990er-Jahre: Die 1990er-Jahre waren geprägt von einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung und einem starken Bullenmarkt. Die Technologiebranche boomte und Unternehmen wie Microsoft, Apple und Amazon wurden zu den global wertvollsten Unternehmen.
- Bullenmarkt von 2009 bis 2020: Nach der Finanzkrise von 2008 erlebten die Aktienmärkte einen erneuten Aufschwung. Dieser Bullenmarkt war einer der längsten und stärksten der Geschichte.
Phasen von Bullenmärkten und Bärenmärkten
Erfahrene Anleger wissen, dass sich an der Börse Bullenmärkte (Hausse) und Bärenmärkte (Baisse) abwechseln und in unregelmäßigen Abständen auftreten. In der Regel dauern Hausse-Phasen länger als Baisse-Phasen.
Im Durchschnitt geht ein Abschwung an der Börse über einen Zeitraum von etwa 289 Tagen – weniger als zehn Monate. Es gab jedoch Fälle, in denen Bärenmärkte mehrere Jahre andauerten. Dies war etwa während der Großen Depression der Fall, als ein solcher Abschwung von 1937 bis April 1942 andauerte – ein Zeitraum wie nie zuvor. Die letzte bullishe Phase dauerte dagegen 11 Jahre lang an. Diese Hausse war die längste, die je verzeichnet wurde. Sie wurde durch die Politik der Zentralbanken eingeleitet, die darauf abzielte, das Wirtschaftswachstum nach der Finanzkrise 2008/2009 anzukurbeln, und endete mit dem Ausbruch von COVID-19 im Jahr 2020.
Wenn Trader Signale falsch interpretieren: Bullenfallen
Eine Bullenfalle tritt auf, wenn der Markt nach einer längeren Phase des Anstiegs plötzlich umkehrt und in eine Abwärtsbewegung übergeht. Trader, die auf einen weiteren Anstieg setzen, sind dann mit ihrer Strategie in eine Falle getappt – die Bullenfalle.
Die Ursachen für Bullenfallen sind vielfältig. Teilweise werden sie von anderen Marktteilnehmern initiiert, um andere Trader in eine falsche Richtung zu locken.
Trader erkennen mögliche Bullenfallen unter anderem an folgenden Merkmalen:
- Fehlgeschlagene Ausbrüche: Versucht ein Titel einen Ausbruch über einen wichtigen Widerstandspunkt, kann diesen jedoch nicht halten, kann dies ein Hinweis auf eine Bullenfalle sein.
- Negative Divergenzen: Erreicht der Preis eines Wertpapiers neue Höchststände, während die entsprechenden technischen Indikatoren niedrigere Hochpunkte bilden, deutet dies auf eine Schwäche hin. Dies ist ein Hinweis auf eine bevorstehende Trendumkehr.
- Volumenanalyse: Ein plötzlicher Anstieg des Handelsvolumens während des Aufwärtstrends kann ein Zeichen für den Versuch einzelner Marktteilnehmer sein, den Markt zu manipulieren und andere Trader in eine Bullenfalle zu locken.
- Umkehrmuster: In der technischen Analyse deuten sogenannte Umkehrmuster, also Chart-Muster, auf eine Trendwende hin.