Beim Flash Trading handelt es sich um eine spezielle Order an den Finanzmärkten die an ein Liquiditätsanbieter (Datencenter oder auch Darkpools) gesendet wird. Dabei greifen Trader einen Bruchteil einer Sekunde (in der Regel eine Millisekunde) vor den anderen Marktteilnehmern auf Marktdaten zu und überprüfen ob andere Marktteilnehmer ihre Positionen abnehmen wollen oder nicht.
Dadurch erkennen sie Bewegungen in der Marktstimmung sowie Daten zu Angebot und Nachfrage. Diese blitzschnellen Reaktionszeiten ermöglichen es ihnen, von Preisbewegungen zu profitieren, bevor der Rest des Marktes reagieren kann.
Der Begriff Flash Trading wird fälschlicherweise oft mit Hochfrequenzhandel gleichgesetzt. Bei Flash Tradern geht es jedoch vor allem um den Informationsvorsprung gegenüber anderen Marktteilnehmern. Dieser Informationsvorsprung ermöglicht es ihnen, schneller auf Marktbewegungen zu reagieren, was ihnen einen Vorteil gegenüber anderen Händlern verschafft.
Befürworter glauben, dass Flash Trading eine größere Liquidität in Sekundärmärkten bereitstellt. Kritiker hingegen gehen davon aus, dass es einen unfairen Vorteil bietet und zu einem höheren Risiko von Flash Crashs führen kann.
Wichtigste Informationen zum Flash Trading
- Form des Hochfrequenzhandels, bei dem Aktien in Millisekunden gehandelt werden
- Händler nutzen direkten Börsenzugang und Algorithmen für blitzschnelle Transaktionen
- Flash Trading entstand mit elektronischen Börsen und algorithmischem Handel
- Heute oft in der Kritik wegen Marktungleichheit, gibt regulatorische Einschränkungen
- Beispiel: Flash Trader kauft Aktien zu niedrigem Preis und verkauft sofort teurer aufgrund schnellerer Marktdatenzugriffe
Wie funktioniert Flash Trading?
Im Vergleich zum regulären Handel greifen beim Flash Trading die Händler direkt auf die Orderbuchdaten der Börse zu und führen ihre Trades ohne Zwischenhändler aus. Die Trades werden blitzschnell mittels moderner Computertechnologie ausgeführt. Dabei werden komplexe Algorithmen verwendet, um Handelsmöglichkeiten zu identifizieren und Transaktionen in einem Bruchteil einer Sekunde durchzuführen. Diese Algorithmen analysieren Marktdaten in Echtzeit und treffen Handelsentscheidungen basierend auf vordefinierten Parametern.
Die Geschwindigkeit, mit der diese Transaktionen durchgeführt werden, ist für den Erfolg des Flash Tradings entscheidend. Schließlich wird erst dadurch Händlern ermöglicht, von geringfügigen Preisunterschieden zu profitieren, welche nur für einen extrem kurzen Zeitraum existieren. Diese Preisunterschiede können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter Veränderungen in der Nachfrage, Neuigkeiten und andere Marktereignisse.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Flash Tradings ist die Verwendung von Direct Market Access (DMA). DMA ermöglicht es Händlern, direkt auf die Orderbuchdaten der Börsen zuzugreifen, ohne einen Broker zu verwenden. So werden Trades schneller und kostengünstiger ausgeführt.
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Flash Trading: Geschichte und Entwicklung
Die Anfänge von Flash Trading lassen sich bis 1978 zurückverfolgen. Damals versuchten die ersten Börsen, die lauten Rufe der Parketthändler elektronisch nachzubilden, bevor diese sie im Ordersystem erfassten.
Die weitere Entwicklung wurde insbesondere durch folgende Parameter geprägt:
- Einführung der elektronischen Börsen: Der Aufstieg der elektronischen Börsen, wie die NASDAQ, trug entscheidend zur Entwicklung des Flash Tradings bei. Diese Börsen ermöglichten den direkten Zugriff auf die Handelsplattformen und Geschäfte in Echtzeit abzuschließen.
- Start des algorithmischen Handels: Eine wichtige Entwicklung im Flash Trading war der algorithmische Handel. HFT-Firmen (Hochfrequenzhandel) begannen, hochkomplexe Handelsalgorithmen zu entwickeln. Diese waren in der Lage, große Mengen an Daten in Echtzeit zu verarbeiten und auf Grundlage dieser Informationen Geschäfte abzuschließen. Diese Algorithmen nutzen mathematische Modelle, um potenzielle Handelschancen zu identifizieren und Gewinne zu erzielen.
- Nutzung von Colocation-Diensten: Um die Latenzzeiten (Zeitraum zwischen Ordererteilung und dessen Ausführung) weiter zu reduzieren, nutzten HFT-Firmen Colocation-Dienste. Hierbei sind ihre Server physisch in unmittelbarer Nähe zu den Börsenplätzen untergebracht. Dies ermöglicht noch schnellere Geschäftsabschlüsse, da die Datenübertragungsdistanzen minimiert wurden.
- Kontroversen und regulatorische Herausforderungen: Kritiker machten immer wieder deutlich, dass durch Flash Trading ein zweistufiger Markt geschaffen werde, wodurch andere Marktteilnehmer auf unfaire Weise ausgebeutet werden könnten. Die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) schlug aufgrund der intensiven Diskussion die Eliminierung von Flash Trading vor. Die Regelung wurde jedoch nie vollständig verabschiedet.
Auch wenn Befürworter auf den geringen Anteil von rund zwei bis drei Prozent vom Gesamtmarkt hinwiesen, wird Flash Trading von den meisten Börsen heute nicht mehr angeboten. Die Welle der Kritik hat sie zu diesem geschäftspolitischen Schritt gezwungen.
Flash Trading: Beispiel
Um ein besseres Verständnis von Flash Trading zu bekommen, nachstehend ein einfaches Beispiel:
- Anleger A erteilt einer Order über 100 Aktien des Unternehmens XYZ mit einem Limit von 56,00 US-Dollar.
- Die Marktdaten zeigen, dass 100 Aktien zum Kurs von 54,50 (Geld) / 55,50 (Brief) US-Dollar angeboten werden.
- Mit seinem Informationsvorsprung kauft der Flash Trader diese 100 Aktien zum Kurs von 55,50 US-Dollar an und bietet sie quasi gleichzeitig für 56,00 US-Dollar an.
- Die Order des Traders wird mit 56,00 US-Dollar ausgeführt.
- Das Ergebnis: Der Flash Trader verbucht einen risikofreien Gewinn von 0,50 US-Dollar je Aktie. Durch das höhere Handelsvolumen verdienen die Börsen ebenfalls.
Buch „Flashboys“ von Michael Lewis
Mit seinem 2014 erschienen Buch „Flashboys“ zeigt der Autor Michael Lewis auf spannende Art und Weise eine Entwicklung von Flash Trading auf, die beängstigend wirkt. Er schildert dabei, wie die Handelstechnik Investoren schädigt. Gleichzeitig macht er klar, wie es dabei an den Aktienmärkten zu außerordentlichen Situationen kommen kann. Auch für den Flash-Crash vom 06. Mai 2010 macht er Flash Trading mitverantwortlich.
Kritik am Flash Trading
Einer der Hauptkritikpunkte am Flash Trading ist die mangelnde Transparenz. Da die Aufträge mit hohem technischen Aufwand in Millisekunden ausgeführt werden, haben nur wenige Marktteilnehmer Zugang zu relevanten Informationen. Aufgrund der fehlenden Transparenz wird Flash Trading daher teilweise als eine Form des Insiderhandels angesehen. Auch die Regulierungsbehörden befürchten, dass Flash Trading die Integrität der Finanzmärkte untergräbt und eine Zweiklassengesellschaft schafft. Ferner sehen einige Börsen potenzielle Marktmanipulationen, da beim Flash Trading Orders erkannt werden, bevor andere Trader überhaupt reagieren können.
Aufgrund öffentlichen Drucks und der politischen Debatten haben einige Börsenbetreiber von sich aus entschieden, Flash Trading nicht mehr zu unterstützen. Auch die Regulierungsbehörden wie die SEC in den USA oder die BaFin in Deutschland haben bereits verschiedentlich versucht, Flash Trading zumindest einzuschränken. In Europa wurden im Rahmen von MiFID II Regelungen im Kontext zum Hochfrequenzhandel erlassen.
Fazit: Flash Trading
Das Konzept des Flash Tradings, eine spezialisierte Form des Hochfrequenzhandels, ist ein umstrittenes Thema in der Welt des Tradings. Durch den Zugriff auf Marktdaten in Millisekunden und die Ausführung von Trades mithilfe modernster Computertechnologien ermöglicht es Flash Trading Ihnen, extrem schnell auf Marktbewegungen zu reagieren und von noch so kleinen Preisunterschieden zu profitieren. Trotz der Vorteile, wie etwa der Bereitstellung größerer Liquidität in Sekundärmärkten, steht Flash Trading jedoch auch in der Kritik. Bedenken hinsichtlich der Marktintegrität, der Schaffung eines zweigeteilten Marktes und möglicher Marktmanipulationen haben zu intensiven Debatten und regulatorischen Herausforderungen geführt.
Die öffentliche Diskussion, verstärkt durch Werke wie Michael Lewis‘ „Flashboys“, hat dazu geführt, dass einige Börsen Flash Trading nicht mehr unterstützen und Regulierungsbehörden wie die SEC und BaFin versucht haben, es einzuschränken.
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Meistgestellte Fragen:
Was ist Flash Trading?
Flash Trading ist eine Form des Hochfrequenzhandels, bei dem Trader in Bruchteilen einer Sekunde auf Marktdaten zugreifen und Trades platzieren können. Diese Methode nutzt fortschrittliche Computertechnologien und Algorithmen, um von kleinen Preisunterschieden auf dem Markt schnell zu profitieren.
Was ist der Unterschied zwischen Flash Trading und normalem Trading?
Im Gegensatz zum traditionellen Handel, bei dem Transaktionen manuell oder mit weniger Geschwindigkeit durchgeführt werden, basiert Flash Trading auf der extrem schnellen Ausführung von Trades. Diese Geschwindigkeit wird durch den Einsatz von Algorithmen und direkten Zugriff auf Börsendaten (Direct Market Access) ermöglicht.
Ist Flash Trading legal?
Ja, Flash Trading ist legal, obwohl es in manchen Ländern strengen Regulierungen unterliegt – auch in Deutschland. Die Praxis ist jedoch umstritten, und es gibt Bedenken hinsichtlich der Marktgerechtigkeit und Transparenz.
Was sind die Vorteile von Flash Trading?
Flash Trading erhöht die Marktliquidität und ermöglicht eine effizientere Preisfindung, indem es schnell auf Marktinformationen reagiert und Transaktionen ausführt.
Wie kann ich Flash Trading betreiben?
Aufgrund der hohen technischen und finanziellen Anforderungen ist Flash Trading in der Regel institutionellen Händlern und spezialisierten Handelsfirmen vorbehalten. Für Privatanleger ist es schwierig, in diesem Bereich einzusteigen.
Weiterführende Links:
- Flash Crash – Trading.de
- Hochfrequenzhandel – Trading.de