Multiplikatoreffekt – einfach erklärt

Volkswirtschaftliche Zusammenhänge sind komplex und oft schwer zu verstehen. Beim Multiplikatoreffekt geht es um einen wichtigen volkswirtschaftlichen Zusammenhang, der vielen Bereichen der Wirtschaft zugrunde liegt. Er beschreibt, wie eine Veränderung in einem Bereich des Wirtschaftssystems Auswirkungen auf andere Bereiche hat. Der Multiplikatoreffekt kann positiv wie negativ sein. Das bedeutet, dass er Änderungen in der Wirtschaft verstärken, aber auch abschwächen kann. Doch was genau ist eigentlich ein Multiplikatoreffekt? Dieser Beitrag erklärt, was genau der Multiplikatoreffekt ist und welche Beispiele es dafür gibt! 

Multiplikatoreffekt: Definition und Erklärung

Der Multiplikatoreffekt ist ein wichtiger volkswirtschaftlicher Zusammenhang, der beschreibt, wie sich die Ausgaben eines Sektors auf die Gesamtwirtschaft auswirken. Er ist eng mit dem Prinzip der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen verbunden und kann sowohl positiv als auch negativ sein.

Der Multiplikatoreffekt beschreibt also die Auswirkungen einer Veränderung der Nachfrage (oder der Ausgaben) in einem Sektor der Wirtschaft auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der gesamten Volkswirtschaft. Er ist ein wichtiges Konzept in der Makroökonomie und hilft uns zu verstehen, wie sich die Wirtschaft insgesamt entwickelt.

Positive und negative Auswirkungen des Multiplikatoreffekts

Der Multiplikatoreffekt kann sowohl positiv als auch negativ sein. Eine Erhöhung der Nachfrage nach Gütern oder Dienstleistungen in einem Sektor führt zu einem positiven Multiplikatoreffekt. Denn es werden mehr Unternehmen in diesem Sektor expandieren und somit mehr Arbeitskräfte eingestellt werden. Dies führt zu mehr Konsum und Investitionen in anderen Sektoren, was wiederum das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erhöht.

Eine Verringerung der Nachfrage nach Gütern oder Dienstleistungen in einem Sektor hingegen führt zu einem negativen Multiplikatoreffekt. In diesem Fall werden Unternehmen in diesem Sektor schrumpfen und Arbeitskräfte entlassen, was den Konsum verringert und Investitionen stoppt. Das führt dann wiederum zu einem Rückgang des BIP. 

Für die Volkswirtschaft ist es also wichtig, dass die Nachfrage nach Produkten Dienstleistungen stabil bleibt oder steigt. Ein Rückgang der Nachfrage kann schnell zu einer negativen Spirale führen, in der immer mehr Unternehmen schließen und immer mehr Menschen arbeitslos werden. Dies kann dazu führen, dass die Wirtschaft insgesamt stagniert oder sogar schrumpft.

Der Multiplikatoreffekt ist also ein sehr mächtiges Instrument, das sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben kann. 

Die besondere Bedeutung des Multiplikatoreffekts in der Fiskalpolitik

Welche Auswirkungen haben staatliche Steueränderungen und Ausgabenentscheidungen auf das Wirtschaftswachstum? Dies ist seit Jahrzehnten ein kontroverses Thema, welches wieder an Bedeutung gewonnen hat. Die Antwort auf diese Frage hat großen Einfluss auf wirtschaftspolitische Maßnahmen. Schließlich geht es um starke Verteilungswirkungen und verschiedene Interessen prallen aufeinander.

Der Fiskalmultiplikator ist eine Kennzahl, die darlegt, wie viel zusätzliches Bruttoinlandsprodukt entsteht, wenn der Staat einen Euro mehr ausgibt. Dies kann über öffentliche Investitionen geschehen, aber auch in Form von Materialbeschaffung oder öffentlicher Beschäftigung. Ebenfalls kann es sich um Sozialausgaben handeln. In diesem Fall bedeutet dies, dass es sich um expansive Fiskalpolitik handelt.

Wird die Fiskalpolitik kontraktiv ausgelegt, so wirken sich Senkungen der Ausgaben oder Erhöhungen der Steuern negativ auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus. Der Multiplikatoreffekt beschreibt hierbei die Höhe des Effekts. Je nachdem welche Art von Maßnahme und in welchem Umfeld diese getroffen wird, kann sich die Stärke des Multiplikatoreffekts verändern.

Schwellenwerte

Beim Multiplikatoreffekt gibt es einige bedeutende Schwellenwerte, bei denen besondere Effekte entstehen:

  • Sobald der Multiplikatoreffekt größer 0 ist, bedeutet dies, dass es zu einem positiven BIP-Effekt kommen wird.
  • Ist der Wert negativ, schrumpft das BIP trotz der staatlichen Ausgabenerhöhung oder Steuersenkungen.
  • Ein Wert größer 1 bedeutet, dass die Erhöhung der staatlichen Ausgaben auch den Privatkonsum oder Investitionen im Inland nach sich ziehen. Und vor allem werden die staatlichen Aktivitäten nicht die privaten verdrängen. Bei einem Wert oberhalb 1 entstehen außerdem neben zusätzlichem BIP auch weitere Staatseinnahmen, womit das Verhältnis von Schuldenstand zu BIP letztlich sinken kann.
  • Liegt der Multiplikator oberhalb etwa 2,5, tragen sich die staatlichen Maßnahmen sogar vollständig durch eine Erhöhung der Steuereinnahmen, der Verringerung der Subventionen sowie Sozialausgaben.

Der Multiplikator ist ein entscheidender Faktor dafür, ob die Ziele BIP-Wachstum und proportionaler Schuldenabbau besser durch mehr oder weniger Staatsausgaben erreicht werden können. 

Wirtschaftswissenschaftler sprachen bereits 1758 vom Multiplikatoreffekt

Die Idee des Multiplikatoreffekts geht auf den französischen Ökonomen Francois Quesnay aus dem Jahr 1758 zurück. Er vertrat bereits die Theorie, dass durch zusätzliche staatliche Ausgaben neue Arbeitsstellen sowie höhere Einkommen entstehen. Das bedeutet in der Folge die Anregung des Konsums durch gesteigerte Einkünfte. 

Große Popularität erhielt die Idee in den 1930er-Jahren. Verantwortlich dafür waren die britischen Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftler Richard Kahn und John Maynard Keynes. Das sogenannte „Keynesianische Kreuz“ stellt die Parameter des Multiplikatoreffekts detailliert dar und gehört in nahezu allen Einführungsvorlesungen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten an Deutschlands Hochschulen.

Für die Ermittlung der Höhe des Multiplikatoreffekts in diesen damals simplen statischen Modellen war die sogenannte marginale Konsumneigung von entscheidender Bedeutung. Diese gibt an, wie viel Geld von einem zusätzlichen Einkommen die Haushalte wieder ausgeben. Um diese Angabe zu erhalten, wurden in den anfänglichen Untersuchungen und Berechnungen simple Schätzungen von Konsumquoten verwendet. Danach gaben Haushalte im Durchschnitt rund 80 Prozent ihres zur Verfügung stehenden Einkommens grundsätzlich für den Konsum aus.

Faktoren, die den Multiplikatoreffekt beeinflussen

Es gibt verschiedene Faktoren, die den Multiplikatoreffekt beeinflussen können. Zunächst einmal ist es natürlich wichtig, welche Komponente der Volkswirtschaft verändert wird. 

  • Investitionen haben tendenziell einen größeren Multiplikatoreffekt als Steuern oder Subventionen. 
  • Zweitens beeinflusst die Höhe der Veränderung den Multiplikatoreffekt. Eine kleine Veränderung hat tendenziell einen geringeren Effekt als eine große Veränderung. 
  • Drittens spielt es auch eine Rolle, ob die Veränderung positiv oder negativ ist. Eine positive Veränderung (zum Beispiel eine Erhöhung der Investitionen) hat tendenziell einen größeren Effekt als eine negative Veränderung (etwa eine Reduzierung der Investitionen). 
  • Viertens spielt auch das Timing der Veränderung eine Rolle. Eine frühe Veränderung hat tendenziell mehr Auswirkungen als eine späte Veränderung. 
  • Und schließlich spielt auch die Art der Volkswirtschaft eine Rolle. In Entwicklungsländern mit hoher Inflation tendiert der Multiplikator dazu, niedriger zu sein als in Industrieländern mit niedriger Inflation.

Arten von Multiplikatoren

In der Ökonomie sind verschiedene Multiplikatoren bekannt. Sinn der Multiplikatoren ist es, die verschiedenen Auswirkungen zu kennen, welche beim BIP auftreten können.

Die wesentlichen Multiplikatoren sind:

  • Fiskalischer Multiplikator: Dieser zeigt die Auswirkungen auf das BIP, wenn Steuern erhöht oder gesenkt werden.
  • Keynesianischer Multiplikator: Damit wird demonstriert, was beim Erhöhen oder Senken der öffentlichen Ausgaben passiert.
  • Investitionen: Zeigt die Auswirkungen, sobald Investitionen steigen oder sinken.
  • Geldpolitik: Der Multiplikator entsteht bei Zunahme oder Abnahme der Geldmenge.
  • Außenhandel: Hier werden die Auswirkungen gemessen, die bei Schwankungen des Exports auftreten. 

Beispiele: Der Multiplikatoreffekt in der Praxis 

Die nachfolgenden Beispiele veranschaulichen an praktischen Beispielen den Multiplikatoreffekt.

Beispiel Investition

Das erste Beispiel betrifft eine Firma, die eine neue Fabrik errichtet. Die Firma investiert in Maschinen und Anlagen und muss dafür Arbeitskräfte einstellen. Die neuen Arbeitskräfte erhalten Löhne, die sie wieder in die Wirtschaft reinvestieren. Dadurch steigt die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, was zu höheren Preisen führt. Die Firma profitiert von diesem Effekt, da sie mehr Umsatz macht und somit mehr Gewinn erzielt.

Beispiel private Investition

Das zweite Beispiel betrifft eine Person, die ein Haus kaufen möchte. Diese Person nimmt einen Kredit auf und investiert damit in den Kauf des Hauses. Die Immobilienmakler und Bauunternehmen profitieren von dieser Investition, da sie mehr Umsatz machen. Auch die Bank profitiert, da sie Zinsen auf den Kredit verdient. Die Person, die das Haus gekauft hat, reinvestiert ihre Einkünfte in die Wirtschaft und trägt so zur Steigerung des BIP bei.

Beispiel Fiskalpolitik

Ein weiteres Beispiel betrifft die Steuerpolitik. Wenn eine Regierung den Körperschaften Steuersenkungen gewährt, kann dies zu mehr Investitionen führen. Dadurch wird wiederum die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöht, was somit zu mehr Beschäftigung führt. Gleichzeitig können die erhöhten Einnahmen der Unternehmen wieder in Form von höheren Löhnen und Investitionen an ihre Mitarbeiter weitergegeben werden, was den Effekt verstärken kann.

Beispiel öffentliche Ausgaben

Ein klassisches Beispiel für den Multiplikatoreffekt ist die Investition in die Infrastruktur, also die öffentlichen Ausgaben. Wenn in einer Volkswirtschaft in Straßen und Brücken investiert wird, dann wird dies zu mehr Arbeitsplätzen führen. Diese neuen Arbeitsplätze wiederum werden zu mehr Einkommen führen, was wiederum mehr Konsum bedeuten wird. Dieser Konsum wird die Nachfrage in der Folge nach weiteren Gütern und Dienstleistungen ankurbeln, was eine erhöhte Produktion und damit verbundene Investitionen nach sich ziehen wird. So ist erkennbar, wie eine ursprüngliche Investition in die Infrastruktur eine Kettenreaktion auslösen kann, die die gesamte Volkswirtschaft ankurbelt.

Beispiel Geldpolitik 

Ein weiteres Beispiel für den Multiplikatoreffekt ist die Ausgabe von Geld durch die Zentralbank. Wenn die Zentralbank neues Geld in Umlauf bringt, dann wird dies dazu führen, dass die Menschen mehr Geld zur Verfügung haben. Dieses zusätzliche Geld wird dazu verwendet, um mehr Güter und Dienstleistungen zu kaufen. Dieser Anstieg der Nachfrage wiederum wird zu mehr Produktion und Investitionen führen. So kann man sehen, wie auch die Ausgabe von Geld durch die Zentralbank eine Kettenreaktion auslösen kann, die ebenso die gesamte Volkswirtschaft ankurbelt.

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