Professionelle Trader benutzen einen Handelsplan (Synonym: „Tradingplan“). Der Tradingplan ist zu vergleichen mit einer Art Tagebuch. Wie man nun einen Handelsplan genau definiert, warum man diesen benutzen sollte und wie man einen Handelsplan erstellt, soll in den folgenden Kapiteln näher beschrieben werden.
Was ist ein Handelsplan?
Bei einem Handelsplan handelt es sich um eine individuelle Strategie, die jeder Händler bzw. Trader für sich festlegt. Er ist als eine Art Gesamtwerk zu betrachten. Eingeleitet wird der Plan mit den persönlichen Voraussetzungen bis hin zu den persönlichen Zielen. In den einzelnen Themenbereichen wird alles dokumentiert, was für den Handel von Belang ist.
Ein Tradingplan ist einzigartig. Er spiegelt unter anderem die persönliche Risikobereitschaft, bevorzugte Märkte und auch den persönlichen Trading-Stil wider. So ist der Handelsplan auch ein Hilfsmittel zur kontinuierlichen und persönlichen Erfolgskontrolle.
Warum sollte man einen Trading Plan benutzen?
Es ist vergleichbar mit einem Kochrezept und den Gedanken, die sich ein Koch bereits vor der Zubereitung eines Gerichts macht. Niemand würde ein Gericht kochen, welches er oder keiner der Gäste mag. Ebenso wenig würde man einfach blind irgendwelche Zutaten kaufen, um dann ebenso darauf loskochen.
Vielmehr macht sich der Koch oder Hobbykoch erst einmal Gedanken:
- Welches Gericht möchte ich ausprobieren bzw. was kommt bei meinen Gästen an?
- Welches Budget habe ich für den Kauf der Zutaten?
- Bietet meine Küche die technischen Voraussetzungen, um dieses Gericht kochen zu können? usw.
Auch im Nachhinein macht sich der Koch noch einmal Gedanken:
- Kam das Essen bei meinen Gästen an?
- War der Zeitaufwand das wert?
- Kann man das Gericht zukünftig eventuell anders, besser oder günstiger zubereiten?
Übertragen wir all diese Aspekte nun auf das Trading, wird schnell klar, warum jeder, der an den Finanzmärkten teilhaben möchte, einen persönlichen Handelsplan erstellt haben sollte. Ein Trading Plan dient zur persönlichen Orientierung vom Ausgangspunkt über den Weg bis zum vordefinierten Ziel. Alle Aspekte sind durchdacht und vorstrukturiert. So ermöglicht der Plan ein strategisches Vorgehen. Durch die Dokumentation von Erfolgen und Misserfolgen kann man die eigene Performance entsprechend analysieren und optimieren, um letztendlich die langfristig gesetzten Ziele zu erreichen.
Wissenswert:
- Ein Tradingplan ist individuell. Man kann ihn handschriftlich führen oder digital (z. B. in Word oder Excel) erstellen.
- Im Internet gibt es jede Menge Vorlagen zum Erstellen eines Trading-Plans. Fertige Pläne werden auch oft in Trading-Apps angeboten. Diese kann der User jederzeit nach seinen Vorstellungen personalisieren. Die Tradingpläne in Apps sind oft automatisiert, d. h. die einzelnen Trades innerhalb der App werden automatisch dem Plan hinzugefügt und ausgewertet.
Erstellung des Handelsplanes – die Basis
Ein Handelsplan sollte strukturiert aufgebaut sein. Definieren und beantworten Sie Schlüsselfragen:
- Welche Motivation habe ich für den Handel?
z. B. Aufbau einer Existenz, Sicherung eins passiven Einkommens, schnelle Rendite zur Finanzierung geplanter Anschaffungen usw. - Wie hoch ist Ihre Risikobereitschaft?
Möchten Sie eher Chancen nutzen, bevorzugen Sie ein ausgewogenes Chance-Risiko Verhältnis oder wollen Sie komplett auf Nummer sichergehen? - Wie viel Zeit können bzw. möchten Sie für das Traden aufbringen?
Benötigen Sie den Plan haupt- oder nebenberuflich, traden Sie regelmäßig in der Freizeit oder möchten Sie als Hobbytrader nur gelegentlich tätig werden? - Analysieren Sie Ihren Kenntnisstand!
Sie sind Profi und mit allen Märkten und Methoden bestens vertraut? Sie haben Fachgebiete und in anderen Gebieten liegen keine Erfahrungen vor? Sie haben im Allgemeinen nur Grundkenntnisse oder sind fortgeschritten?
Wurden die Schlüsselfragen geklärt, werden die allgemeinen Handelsplanregeln definiert.
So erstellen Sie die Handelsplanregeln
- Definieren Sie Ihre Ziele!
Sie sollten sich immer über Ihre Ziele im Klaren sein. Unterteilen Sie Ihre Ziele in lang-, mittel und kurzfristige Ziele sowie in Ziele der einzelnen Trades. Dokumentieren Sie dabei Motivation und Handelsziele in den entsprechenden Sparten.
- Führen Sie Buch, setzen Sie eigene Kontrollpunkte!
Protokollieren Sie Ihre einzelnen Aktivitäten.- War die Anlageklasse bzw. das Produkt richtig gewählt?
- War der Einstiegs- und / oder Ausstiegszeitpunkt richtig gewählt?
- Welchen Gewinn oder Verlust hat ein Handel erwirtschaftet?
- Durch welche Maßnahmen hätte ein Gewinn optimiert bzw. ein Verlust verhindert oder verringert werden können?
- Definieren und kontrollieren Sie Ihr Finanzmanagement
Als elementare Punkte sind Risiko- und Geld-Management Teil eines jeden Tradingplans. Möchten Sie auch mit Hebelprodukten handeln, ist ein funktionierendes Management umso unerlässlicher. Hier wird definiert, welche Finanzmittel zur Verfügung stehen und welcher Anteil davon in die einzelnen Anlageklassen gestreut werden soll. Welcher Anteil des Kapitals soll liquide bleiben bzw. wie hoch soll der Kapitalpuffer sein. Welcher Betrag kann als Risikokapital verwendet werden. All das sind mögliche Aspekte, um Ihre Kapitalbasis und Ihre Investitionen zu verwalten und das eingegangene Risikopotenzial korrekt einschätzen zu können.
Wie sieht nun der Tradingplan aus?
Unterteilen Sie Ihren Handelsplan in Kategorien. In den Kategorien werden zunächst die Grundlagen definiert und dann laufend um aktuelle Ereignisse erweitert. Dokumentieren Sie alle Aktivitäten samt Ergebnissen, Analysen und Schlussfolgerungen.
1. Definieren Sie Ihre Position im Trading
Schreiben Sie Ihre Motivation auf, warum Sie traden möchten. Analysieren Sie dabei Ihre Stärken und Schwächen. Diese sind bezogen auf ihre Fachkenntnisse im Hinblick auf den Handel, aber auch persönliche Stärken und Schwächen, die den künftigen Handel beeinflussen könnten.
Legen Sie Zeitfenster für Ihr Trading fest, d. h. planen Sie die Zeit, die Sie für den Handel in von Ihnen festgesetzten Zeiträumen aufbringen können oder möchten.
Definieren Sie Ziele, die Sie erreichen möchten, wie beispielsweise ein passives Nebeneinkommen zu erzielen oder einen Betrag X bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwirtschaften. Unterteilen Sie diese wiederum in Etappenziele wie kurz-, mittel- oder langfristig.
2. Legen Sie Ihre Handelsziele fest!
Spezifizieren Sie dabei Ihre Handelsziele so genau wie möglich. Setzen Sie auch hier Etappenziele. Etwa für den Tag, die Woche, den Monat oder das Jahr. Nur wenn Sie Ihre Ziele kennen, können Sie feststellen, ob Sie diese erreicht haben.
3. Definieren Sie Ihren Handelsstil!
Beim Handel an den Finanzmärkten gibt es viele Strategieoptionen, die Sie zum Teil auch kombiniert verfolgen können. Möchten Sie sich auf eine Anlageklasse spezialisieren oder das zur Verfügung stehende Kapital über mehrere Klassen streuen? Sollen Anlagen kurz-, langfristig oder regelmäßig Erträge erwirtschaften? Sind Sie eher defensiv, offensiv, eher konservativ oder spekulativ bei der Auswahl der Anlagen?
Man kann sich nun auf eine Strategie festlegen oder innerhalb eines Handelsplans mehrere Strategien verknüpfen. Wichtig ist hierbei, seine Optionen im Vorfeld zu kennen, um sich dann für ein bestimmtes System zu entscheiden.
4. Finden Sie geeignete Märkte und Handelszeiten für Ihre Strategie!
Bevorzugen Sie Märkte, die Sie aufgrund Ihres Sachverstandes gut überblicken können. Möchten Sie „fremde Welten“ erforschen, ist eine penible Dokumentation und Analyse der einzelnen Trades umso wichtiger, um aus begangenen Fehlern zu lernen. Für aktive Trader ist es wichtig, auf Veränderungen in den Märkten zeitnah reagieren zu können. Sie sollten in der Lage sein, dem Markt zu den regionalen Handelszeiten auch Ihre Aufmerksamkeit schenken zu können.
5. Erstellen Sie ein Regel-Set!
Aus einem Regel-Set leitet sich Ihr Trading ab. Sie können Einzelentscheidungen von Trade zu Trade vornehmen, Sie können Entscheidungen auch automatisieren. Ein Regel-Set stellt Regeln dar, welche voraus definierte Aktionen erforderlich sind, wenn ein definiertes Ereignis eintritt. Hierbei können Ereignisse und Aktionen auch an Bedingungen geknüpft werden. Vergleichbar ist dieses mit den „Wenn“-Bedingungen aus der Programmierung. Regeln werden systematisch aufgebaut, beispielsweise:
WENN (Ereigis; DANN Aktion; SONST alternative Aktion) |
Wissenswert:
- Diese Formel kann beliebig erweitert und verschachtelt werden.
- Mithilfe eines Regel-Sets können Sie Ihr Trading im Plan automatisieren.
6. Erstellen Sie Ihr Finanzmanagement!
Ihr Finanzmanagement besteht aus Geld- und Risikomanagement.
Definieren Sie das für den Handel zur Verfügung stehende Kapital. Unterteilen Sie, welche Anteile davon kurz- oder langfristig eingesetzt werden sollen, welcher Anteil als Puffer dienen soll, usw. Unterteilen Sie das zur Verfügung stehende Kapital weiterhin in Anlageklassen und Risikogruppen. Legen Sie fest, ob erwirtschaftete Gewinne weiter investiert werden sollen oder Ihrer privaten Verwendung zugeführt werden sollen.
7. Erstellen Sie Ihr Handelsprotokoll!
Hier werden alle Trades einzeln dokumentiert und ausgewertet. Fügen Sie den rechnerisch ermittelten bzw. faktischen Ergebnissen Kommentare hinzu. Beispielsweise war ein Verlust auf Ihre vielleicht mangelnde Fachkenntnis zurückzuführen oder haben andere, nicht vorhersehbare Faktoren zu dem Ergebnis geführt. Vermerken Sie äußere und persönliche Einflüsse. z.B. wenn Sie bei einem Trade von Ihrem Plan abgewichen sind, aus welchen Gründen auch immer.
Tipp: Analysieren Sie Ihr Protokoll regelmäßig, um Verbesserungen an der Gesamtstrategie vornehmen zu können.
Tradingplan Beispiele
Unter dieser Überschrift soll kein Beispiel für einen kompletten Plan erfolgen, da ein Tradingplan immer individuell ist. In den Beispielen soll kurz veranschaulicht werden, welche Unterteilungen in den Kategorien eines Plans möglich sind.
Beispiel 1: Sie möchten 75.000 Euro investieren.
Ihr Ziel kann nun sein,
- 20.000 Euro kurzfristig einzusetzen, um damit eine Rendite von 5 Prozent in den nächsten drei Monaten zu erreichen.
- 30.000 Euro sollen bei einer Laufzeit von 3 Jahren effektiv 15 Prozent Gewinn abwerfen.
- 10.000 Euro werden spekulativ eingesetzt, um mit den Erträgen weiter zu spekulieren.
- 15.000 Euro sollen als Kapitalpuffer zur Verfügung stehen.
Beispiel 2 : Sie unterteilen das zur Verfügung stehende Kapital abzüglich Puffer in Anlageklassen ein:
- 50 Prozent in Aktien
- 20 Prozent in Rohstoffe
- 20 Prozent in Devisen
- 10 Prozent in Kryptowährungen
Beispiel 3: Sie legen die Wahl der jeweiligen Strategie in Risikoklassen fest.
Hierbei stehen die Prozentangaben in Abhängigkeit zum zur Verfügung stehenden Kapital.
- 1 – 2 Prozent = Geringes Risiko
- 2 – 5 Prozent = Mittleres Risiko
- Mehr als 5 Prozent = Hohes Risiko
- Mehr als 20 Prozent = Sehr hohes Risiko
Fazit
Ein Handelsplan ist unerlässlich für jeden, der profitabel, strategisch und strukturiert an den Finanzmärkten teilnehmen möchte. Ein Plan bringt jedoch nur etwas, wenn akribisch alle Details, Bewegungen und Veränderungen dokumentiert werden. Wichtig ist, dass der Tradingplan kein theoretisches Werk bleibt, sondern als Grundlage für die Praxis verwendet wird. Der Tradingplan ist Ihre Strategie, sich daran zu halten ist Ihr Weg zum Erfolg.