Die Handelsbilanz stellt im betrieblichen Rechnungswesen das Vermögen und die Verbindlichkeiten eines Unternehmens in Beziehung. Die Aktiva und Passiva werden nach den handelsrechtlichen Vorschriften gegenübergestellt. Allgemein wird im Unternehmen allerdings nur von Bilanz gesprochen.
Die Handelsbilanz in der Volkswirtschaft
In der Volkswirtschaftslehre betrifft die Handelsbilanz oder Außenhandelsbilanz eine Berechnung des gesamtwirtschaftlichen Außenhandels. Für eine bestimmte Periode, in der Regel ein ganzes Jahr, wird der Export und Import von Gütern und Dienstleistungen errechnet und soll die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der eigenen Wirtschaft in Relation zu anderen Volkswirtschaften ermöglichen. Die Handelsbilanz wird in der Binnenwährung erstellt und ermöglicht festzustellen, in welchem Umfang Zahlungsforderungen und -verpflichtungen gegenüber anderen Volkswirtschaften bestehen.
Wissenswert:
- Die Handelsbilanz wird vom Statistischen Bundesamt errechnet. Die ermittelten Zahlen werden Teil der Leistungsbilanz der Deutschen Bundesbank.
- Die Berechnung der Handelsbilanz erfolgt auf unterschiedlichen Wegen und kann deshalb zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Maßgeblich ist der Preis an der Zollgrenze des exportierenden Landes plus den Kosten für Transport, Versicherung und Verladung. Zusätzlich werden Kosten für Transport und Versicherung zwischen den beiden Zollgrenzen des Export- und des Importlandes erfasst.
Bilanzen werden zur Erfassung von Geldströmen in Unternehmen bereits seit Jahrtausenden genutzt. Ab dem 17. Jahrhundert wird ein besonderes Augenmerk auf den Außenhandel der nationalstaatlichen Wirtschaften genommen. Ein Handelsbilanzüberschuss wird als erstrebenswertes strategisches Ziel volkswirtschaftlicher Aktivitäten verstanden und soll langfristig den Wohlstand eines Nationalstaates ermöglichen und sichern. Viele Waren und Dienstleistungen sollen möglichst lukrativ ein Land verlassen, ohne entsprechend die Grenzen für die Handelsaktivitäten anderer Länder zu öffnen. |
Welchen Zweck hat die Handelsbilanz?
Die Handelsbilanz dient als bedeutende Grundlage für gesamtwirtschaftliche und politische Entscheidungen. Da Deutschland seit vielen Jahren mehr Waren aus- als einführt, entsteht ein wirtschaftliches Ungleichgewicht zu anderen Volkswirtschaften, die von politischen Maßnahmen begleitet werden muss. Dieser Handelsbilanzüberschuss kann in anderen Ländern zu einem Defizit führen, wenn dort mehr Waren und Dienstleistungen ein- als ausgeführt werden. Ein großes Handelsbilanzdefizit führt häufig zu außenpolitisch wirkenden Maßnahmen wie Handelsbeschränkungen oder Einfuhrsteuern. Diese Maßnahmen wiederum behindern den freien Handel.
Wie ist die Handelsbilanz aufgebaut?
Die Zahlungsbilanz einer Volkswirtschaft gliedert sich in die vier Bereiche Handelsbilanz, Kapitalbilanz, Devisenbilanz und Übertragungsbilanz. Die wertmäßigen Buchungen auf der Aktiv- und Passivseite hängen jeweils zusammen und eine Buchung muss zwangsläufig mindestens eine weitere Buchung nach sich ziehen. Beispielsweise führt die Einfuhr eines Motorrades, das in den USA gekauft und in Dollar bezahlt wurde, zu einer Buchung auf der Aktivseite der Devisenbilanz und einer weiteren Buchung auf der Passivseite der Handelsbilanz.
Die Handelsbilanz wird in der Regel als Balkendiagramm in Soll und Haben dargestellt. Die Veröffentlichung der Zahlen erfolgt regelmäßig als Darstellung des gesamtwirtschaftlichen Handelsbilanzergebnisses. Daneben werden Jahres- und Monatsauswertungen für einzelne Warengruppen und ausgewählte Länder zur Verfügung gestellt. Eine besondere Bedeutung haben beispielsweise der Rohstoffimport oder der häufig streitbegründende Außenhandel mit den USA. Die Zahlen dienen in der politischen Auseinandersetzung als Grundlage für Forderungen und Kritik.
Das Ergebnis der Berechnung der Handelsbilanz kann drei mathematische Formen ergeben.
Eine Ausgeglichene Handelsbilanz ergibt sich, wenn sich Exporte und Importe wertmäßig völlig entsprechen. Dies ist ein sehr unwahrscheinlicher Fall, da bei den vielfältigen Handelstätigkeiten und den umfangreichen Einflussfaktoren wie Währungsfragen, Export- oder Importorientierung einer Volkswirtschaft oder weltweite Krisen kaum ein solches Gleichgewicht erreichbar erschein.
Eine positive Handelsbilanz ergibt sich, wenn die Summe der Ausfuhren die Einfuhren übersteigt. Dieser Handelsbilanzüberschuss ergibt sich vor allem bei exportorientierten Volkswirtschaften, wenn deren Waren und Dienstleistungen auf dem Weltmarkt stark nachgefragt sind.
Übersteigen im umgekehrten Fall die Ausfuhren die Einfuhren spricht man von einer Negativen Handelsbilanz. Dieses Handelsbilanzdefizit ergibt sich, wenn wertmäßig die Exporte niedriger als die Importe bewertet werden.
Häufig ist es unmöglich, die Außenhandelsbilanzen zweier Staaten direkt miteinander zu vergleichen. Da bei der Berechnung gleicher Parameter in den Ländern unterschiedliche Grundlagen herangezogen werden, kann beispielhaft der Export der Bundesrepublik Deutschland nach Spanien nicht spiegelbildlich als deutsche Einfuhr in der spanischen Handelsbilanz verstanden werden. Weitere Schwierigkeiten bei der Erfassung der Zahlen ergeben sich bei der Lieferung in Staatengemeinschaften wie der EU oder bei der Ein- und Ausfuhr von Produktteilen, die anschließend als höherwertiges Produkt ins Ursprungsland zurückkehren. Häufig ist für einen Lieferanten unbekannt, in welches Land z.B. seine Früchtelieferung tatsächlich erfolgt. Unterschiedliche Erhebungsverfahren bedingen unterschiedliche Werterfassung z.B. bei Strom, Lizenzen oder Abfällen. |
Verlässlich lassen sich die ermittelten Zahlen der Handelsbilanz nur in dem Erstellungsland selbst bewerten. In Deutschland ist die kleinteilige und seit vielen Jahren gleichbleibende Erfassungspraxis eine gute Grundlage für die Betrachtung gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen.
Die Handelsbilanz ist stark abhängig von Einflussfaktoren, die nicht im Inland beeinflusst werden können. Hierzu zählen die Entwicklung der Wechselkurse, die Wettbewerbsfähigkeit der Hauptabnehmerländer, militärische und politische Krisen, veränderte Handelsabkommen oder Zölle.
Allgemein gesagt, erhöht ein Handelsbilanzüberschuss den Wohlstand einer Volkswirtschaft, macht diese aber abhängig von der Entwicklung und dem Wohlwollen der Importländer.