Im Finanzwesen steht der Begriff Portefeuille – auch Portfolio genannt – für den Gesamtbestand aller gehaltenen Wertpapiere bzw. Anlagen einer Privatperson oder einer Gesellschaft.
Geprägt hat den Begriff der US-amerikanische Ökonom Harry Markowitz im Jahr 1952. Er ist der Begründer der modernen Portfoliotheorie. Damit konnte er nachweisen, dass Anleger höhere Renditen erzielen und gleichzeitig ihr Risiko verringern, wenn sie ihr Vermögen auf unterschiedliche Anlageklassen aufteilen und somit ein breit gestreutes Portefeuille besitzen. Noch heute gilt seine Portfoliotheorie als revolutionär und ist zum Standard im Finanzwesen geworden.
Dieser Beitrag verschafft Trader einen Überblick darüber, was es mit dem Portefeuille genau auf sich hat und worauf bei der Zusammensetzung geachtet werden sollte.
Portefeuille aufbauen: Worauf sollte geachtet werden?
Anleger verfolgen mit dem Aufbau ihres Portefeuilles primär das Ziel, eine höchstmögliche Rendite zu erzielen. Gleichzeitig soll dabei nur ein individuell angemessenes Risiko eingegangen werden.
Um herauszufinden, welche Anlagen für das Portefeuille infrage kommen, helfen folgende Fragestellungen:
- Was ist das gewünschte Anlageziel?
- Wie sehen die derzeitige finanzielle Situation und die Lebenssituation aus?
- Wie viel Vermögen ist vorhanden?
- Was ist der geplante Anlagehorizont?
- Wie steht es um die persönliche Risikobereitschaft?
Im Vorfeld sollte demnach bekannt sein, welche Bedingungen die Geldanlage erfüllen soll. Anschließend werden entsprechende Anlagen ausgewählt.
Zusammensetzung des Portefeuilles: Welche Anlagen sollen enthalten sein?
Um das Verlustrisiko zu senken, lohnt es sich, die Geldanlagen über verschiedene Anlageklassen zu streuen – auch Diversifikation genannt. Dadurch soll erreicht werden, dass der Verlust einer Anlage durch den Gewinn einer anderen Anlage ausgeglichen werden kann.
Häufig werden in der Praxis folgende Anlageklassen unterschieden:
Anlageklasse | Beispiele |
---|---|
Wertpapiere | Aktien, ETFs, Fonds, Zertifikate, Anleihen |
Rohstoffe | Gold, Silber, Platin, Holz, usw. |
Immobilien | Eigenheim, Mietimmobilien, Immobilienfonds, REITs |
Währungen | Kryptowährungen, Devisen |
Cash | Guthaben auf Bankkonten |
Umstritten ist, ob es sich bei Sachwerten wie Oldtimer, Antiquitäten, Kunstobjekten usw. um eine „echte“ Anlageklasse handelt oder ob beim Kauf eher „Liebhaberei“ eine Rolle spielt.
Der Weg zum optimalen Portefeuille: Beispiel aus der Praxis
Das Portefeuille ist dann optimal kombiniert, wenn die angestrebte Renditeerwartung mit einem möglichst geringen oder zumindest akzeptablen Risiko erreicht werden kann. An dieser Stelle kommt die Asset Allocation ins Spiel.
Asset Allocation definiert:
- Der Begriff Asset Allocation ist die englische Bezeichnung für Vermögensaufteilung. Gemeint ist damit die Auswahl der Vermögenswerte und deren prozentualen Anteil am gesamten Portfolio.
Anhand eines Beispiels soll nun die Vermögensaufteilung in unterschiedliche Anlageklassen verdeutlicht werden:
Angenommen, ein Anleger entscheidet sich, sein Vermögen von 100.000 EUR unter Berücksichtigung der Risikopräferenzen und der Renditeerwartung anzulegen. Dann könnte eine Aufteilung in Anlageklassen beispielsweise wie nachstehend aussehen:
Anteil | Betrag | Anlageklasse | Risiko |
---|---|---|---|
50 % | 50.000 Euro | Aktien | mittleres bis hohes Risiko |
10 % | 10.000 Euro | Anleihen | niedriges bis mittleres Risiko |
20 % | 20.000 Euro | Immobilien | niedriges bis mittleres Risiko |
20 % | 20.000 Euro | Cash (Liquidität) | niedriges Risiko |
Im nächsten Schritt muss noch je Anlageklasse festlegt werden, in welche Untergruppe – also Anlage – investiert werden soll.
- Konkret bedeutet das, von den 50 Prozent des Vermögens, welches in Aktien investiert werden soll, muss der Anleger die Entscheidung treffen, in welche Branchen, Länder und Unternehmen er investieren möchte und ob Einzelaktien oder eher breit gestreute Fonds infrage kommen.
- Bei Anleihen kann etwa zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen gewählt werden. Auch hier besteht die Möglichkeit, in breit gestreute Fonds zu investieren.
- Das Gleiche gilt für Immobilien. Bei dieser Anlageklasse kann beispielsweise gewählt werden, ob ein Direktinvestment infrage kommt oder ob eher eine Investition per Immobilienfonds oder auch REIT die bessere Wahl ist.
Das Ziel muss es grundsätzlich sein, eine hohe Diversifikation zu erreichen, um damit die Risiken der einzelnen Anlagen zu senken.
Rebalancing: Wie bleibt das Portefeuille im Gleichgewicht?
Ist die Ziel-Allocation festgelegt, sollte in regelmäßigen Abständen – üblicherweise einmal im Jahr – überprüft werden, ob ein Rebalancing notwendig ist. Ein Rebalancing bedeutet nichts anderes als „Neugewichtung“. Es ist insbesondere dann notwendig, wenn die Investitionen von der Ziel-Allocation abweichen und man die Gewichtung in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen möchte. Das ist regelmäßig der Fall, da sich schließlich die verschiedenen Positionen unterschiedlich entwickeln.
Dies wird dadurch erreicht, indem ein Teil des Vermögens aus der Anlageklasse, welche übergewichtet ist, in eine andere Anlageklasse umgeschichtet wird.
Auch stellt sich die Frage nach dem Aufwand. Je größer und differenzierter das Portefeuille aufgebaut ist, desto mehr Aufwand für die Verwaltung bringt es mit sich. Daher sollte auch diese Komponente bei der Auswahl der im Portefeuille enthaltenen Anlagen berücksichtigt werden.